Zwischen Knete und Knust
Der neue Chef der PSD-Bank über Anlagetipps und Indie-Festivals
Die PSD Bank Nord mit Sitz in Wandsbek hat einen neuen Vorstands-Vorsitzenden. André Thaller (50) hat den Chefsessel gerade übernommen. Der MOPO verriet er, warum er sich selbst als Öko sieht, er Hamburgs IndieMusikszene liebt und sein Herz für soziale Projekte schlägt.
MOPO: Herr Thaller, wie oft wird man als Bank-Chef privat auf Anlage-Tipps angesprochen? André Thaller: Ziemlich häufig. Wobei es nicht nur um Anlage-Tipps, sondern auch um das Thema Baufinanzierung geht. Natürlich werde ich auch gefragt, wie man mit dem Niedrigzins umgehen sollte.
Und was sagen Sie dann?
Das Gleiche, was wir auch unseren Kunden sagen: Dass man sein Geld streuen sollte – vorausgesetzt man verfügt über eine gewisse Liquidität. Man sollte einen Puffer von zwei bis drei Monatsgehältern haben und Anlagen der eigenen Risiko-Neigung entsprechend streuen. Man könnte Aktien dazukaufen, idealerweise über Fonds.
Angenommen, ich bekäme 1000 Euro geschenkt. Sollte ich das Geld auf das Sparbuch legen?
Das ist nicht die schlechteste Idee. Man könnte es auf ein Sparbuch legen. Man muss nur wissen, dass es heutzutage Geld kostet, Liquidität zu halten. Es kostet Geld, denn es gibt eine Inflationsrate und gleichzeitig keine oder kaum Zinsen. Das Geld verliert an Wert.
Was sollte man mit 10 000 Euro machen? Damit sollte man zu einem Anlage-Berater gehen. Der wird prüfen, welche Risikobereitschaft der Kunde hat, wie seine wirtschaftlichen Verhältnisse sind, über wie viel Liquidität er verfügt, welche Risiken drohen. Eine Möglichkeit ist es, das Geld auf Fonds zu verteilen, darunter Immobilienfonds.
Ihre Bank ist auf Baufinanzierung spezialisiert, der Trend zum Eigenheim ist in Hamburg ungebrochen. Knallen bei Ihnen die Korken?
Nein, das nicht. Wir haben eine gute Entwicklung, werden aber nicht überrannt. Es ist ja so, dass zwar viele Hamburger bauen oder kaufen möchten. Am Ende macht es aber nur ein Teil. Das liegt daran, dass es einerseits zu wenig Angebote gibt und anderseits die Preise stark gestiegen sind.
Gibt es eine Faustformel dafür, wer sich Wohneigentum leisten kann?
Ideal ist ein Eigenkapital von 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises. Wichtig ist, dass das Nettoeinkommen den Spielraum zulässt, die zukünftigen Raten zu zahlen – die sich nach Ende der Zinsbindung möglicherweise erhöhen könnten.
Wagen Sie eine Prognose, wie lange der Bau-Boom weitergeht?
Das weiß niemand. Es könnte sein, dass der Boom in zwei bis fünf Jahren abebbt. Es gibt aus den USA und von der Europäischen Zentralbank Signale, dass Zinserhöhungen nicht unwahrscheinlich sind. Mit steigenden Zinsen sinken dann auch die Immobilienpreise.
Im Moment sind die Immobilienpreise aus mehreren Gründen hoch. Zum einen kaufen viele Menschen Wohnungen als Ersatzinvestition für Geldanlagen. Dadurch steigen die Preise. Zum anderen sorgen niedrige Zinsen dafür, dass Menschen eine teurere Immobilie kaufen, als sie es bei höherem Zinsniveau machen würden. Denn bei niedrigen Zinsen ist die monatliche Rate auch niedriger. Steigen die Zinsen wieder, dann würde diese Nachfrage sinken und die Preise auf dem Immobilienmarkt würden unter Druck geraten.
Sie sind aus Köln nach Hamburg gezogen. Ein Kulturschock für Sie? Nein, ich bin gebürtiger Norddeutscher, im Landkreis Osnabrück geboren. Die rheinische Kultur weiß ich auch zu schätzen, meine Familie wohnt noch in Neuss. Aber vor allem mag ich die norddeutsche Verbindlichkeit – die Handschlags-Mentalität und dass man sich seinem Wort verbunden fühlt.
Und wie gefällt Ihnen Hamburg?
Sehr gut. Ich mag vor allem die Musikszene. Ich war hier schon auf vielen Konzerten, zum Beispiel bei Olli Schulz im Knust und auf dem IndieFestival „Mukke bei die Fische“im Molotow.
Zum zehnten Mal vergeben MOPO und PSD Bank nun den Stadtteilpreis. Warum ist soziales Engagement so wichtig?
Die PSD Bank Nord nimmt ihre soziale Verantwortung sehr ernst und spendet deshalb jedes Jahr circa 500 000 Euro in ihrem Geschäftsgebiet. Mit den 100000 Euro für den Stadtteilpreis möchten wir dafür sorgen, dass die wichtige Arbeit gemeinnütziger Einrichtungen und Initiativen fortgeführt wird.
Welche Projekte liegen Ihnen besonders am Herzen? Ich finde es wichtig, dass jedes Kind Zugang zu gesunder Ernährung hat. Ich versuche auch selbst, mich sehr gesund zu ernähren, da bin ich ein Öko.
Sie sind ein Öko?
Ich kaufe Bio-Lebensmittel, vermeide im Wohnumfeld Kunststoffe und kaufe Möbel aus nachhaltig angebautem Holz. Und ich fahre ein Elektroauto. Es macht Spaß zu zeigen: Guckt mal, es funktioniert. Davor muss man keine Angst haben.
Wer sich eine Wohnung kaufen möchte, sollte 20 bis 30 Prozent Eigenkapital haben.
DAS INTERVIEW FÜHRTE SIMONE PAULS