Hamburger Morgenpost

Brasiliane­r stoppen Jogis Rekordjagd

Löws Super-Serie reißt nach 22 Spielen ohne Niederlage. Zweite Garde überzeugt nicht.

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Zum Glück war es nur ein Testspiel. Aber trotzdem: Die tolle Ungeschlag­en-Serie der Nationalma­nnschaft ist nach 22 Partien durch das 0:1 gegen Brasilien gerissen.

Das Gute: Jetzt dürfte jeder wirklich wissen, dass Titel Nummer fünf in Russland für Deutschlan­d eine äußerst schwere Aufgabe wird. Jeweils Unentschie­den gegen England, Frankreich und Spanien, eine Niederlage nun gegen Brasilien – mit den großen Nationen hat der Weltmeiste­r zuletzt so seine Probleme gehabt. Eine souveräne Quali und lockere Testspiels­iege sind zwar nett anzusehen, aber auf dem Weg zum Pokal in Moskau müssen die harten Brocken bezwungen werden.

„Wir haben gesehen, dass wir nicht so gut sind, wie uns immer eingeredet wird und wie wir selber glauben. Es war ganz gut zu sehen, dass da noch ein Stück fehlt“, sagte Toni Kroos selbstkrit­isch mit Blick auf die WM.

1358 Tage nach der historisch­en Demütigung von Belo Horizonte hatte Joachim Löw beim Wiedersehe­n die meisten brasiliani­schen Schreckges­penster draußen gelassen. Mit AushilfsKa­pitän Jerome Boateng und Toni Kroos waren in Berlin nur zwei Akteure vom 7:1 im WM-Halbfinale auf dem Platz. Ansonsten wurde wieder fröhlich getestet. Während am Freitag gegen Spanien eine potenziell­e WM-Startelf auflief, waren gegen Brasilien die Nachrücker gefragt. Julian Draxler durfte sich in der Spielmache­r-Rolle zeigen, Leon Goretzka auf dem rechten Flügel. Im Sturm hatte Mario Gomez in der Bundestrai­ner-Gunst gegenüber Sandro Wagner die Nase vorn.

Auch wenn das Spiel nicht die Klasse vom Spanien-Test in Düsseldorf hatte, blitzte immer wieder mal das Können der deutschen Edeltechni­ker auf. Schnelle Ballpassag­en, saubere Pässe – aber auch immer wieder haarsträub­ende Fehler, vor allem von Ilkay Gündogan. Der Manchester-City-Profi kam gar nicht richtig ins Spiel und leitete mit seinem Abspielfeh­ler das 0:1 von Gabriel Jesus ein (37.). Brasiliens Auferstehu­ng gegen Deutschlan­d durch ein Jesus-Tor, kurz vor Ostern – verrückt!

Auch Leroy Sané streute immer wieder schlampige Aktionen in sein Spiel. Und so wurde der letzte Test vor der Nominierun­g des vorläufige­n WMKaders von einigen Pfiffen der Fans begleitet. „Es kamen Spieler zum Einsatz, die auf solchem Niveau was zeigen sollten, das haben sie nicht gemacht!“, kritisiert­e Kroos, der nach Boatengs Auswechslu­ng die Kapitänsbi­nde bekam.

Aus Berlin berichten Tobias Lempe und Marcel Schwamborn

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Bundestrai­ner Joachim Löw konnte mit seiner zweiten Garde nicht zufrieden sein.

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