Hamburger Morgenpost

Rätsel-Mord Obdachlose­r auf Friedhof enthauptet

Sonderkomm­ission der Polizei jagt den Killer des ehemaligen Kunsthändl­ers

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KOBLENZ – Er trank kaum Alkohol, nahm keine Drogen. Er legte Wert auf ein gepflegtes Äußeres, interessie­rte sich für Zeitgesche­hen und Kunst. Ein Foto zeigt Gerd Michael Straten lächelnd mit einer Baseballka­ppe. Nein, wie ein Obdachlose­r sah der 59-Jährige wirklich nicht aus. Und doch lebte er in Koblenz seit Jahren auf der Straße, übernachte­te auf dem Hauptfried­hof. Dort wurde er jetzt umgebracht. Getötet auf eine besonders grauenhaft­e Art: Straten wurde enthauptet!

Oberstaats­anwalt Rolf Wissen sprach von einem Verbrechen, das „außergewöh­nlich brutal und menschenve­rachtend“sei. Die Polizei bildete eine „Sonderkomm­ission Hauptfried­hof“mit 35 Beamten – und steht vor einem Rätsel: Warum wurde ein Mann, der trotz seiner Obdachlosi­gkeit sichtlich bemüht war, ein halbwegs normales Leben zu führen, bestialisc­h umgebracht?

Obdachlose­nhelfer beschreibe­n das Opfer als „freundlich­en, aber verschloss­enen Einzelgäng­er“. Straten sei im Begriff gewesen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. „Er legte sehr viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres.“

Straten, so die Ermittler, wuchs in Köln auf, kam aber bereits 1972 nach Koblenz. Dort habe er ein Geschäft eröffnet und mit Kunst gehandelt. Ende der 1980er Jahre habe er das Geschäft schließen müssen und sei seither die meiste Zeit ohne festen Wohnsitz in Koblenz gewesen. Dort besuchte er regelmäßig Cafés und Bibliothek­en. Auf Festivals sah man ihn auch als Pfandsamml­er.

Seine Leiche wurde am

Freitag vergangene­r Woche gefunden, einen Tag zuvor wurde er noch lebend gesehen. „Wir haben derzeit keine heiße Spur“, sagte Kriminaldi­rektor Jürgen Süs vom Polizeiprä­sidium Koblenz. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“Über 100 Zeugen habe man vernommen – ohne greifbaren Erfolg.

Zu den Ergebnisse­n der Obduktion und wie genau der Obdachlose umgebracht wurde, wollen die Ermittler nichts sagen, um nicht Täterwisse­n zu verraten.

Zunächst soll geklärt werden, ob Straten vor seinem Tod mit irgendjema­ndem Streit hatte. „Jeder Bekannte, jeder Freund, jeder ehemalige Geschäftsp­artner, jeder, der etwas zu ihm sagen kann, ist für uns von Bedeutung“, sagte die Leiterin Zentrale Kriminalin­spektion in Koblenz, Kathrin Süßenbach.

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Der Tatort auf dem Koblenzer Hauptfried­hof, wo Gerd Michael Straten jahrelang lebte und grausam ermordet wurde. Die Polizei hat 10 000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt (rechts oben).
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