Hamburger Morgenpost

Wie sicher sind unsere Daten bei der Post?

CDU und FDP kauften Adressen für Wahlkampfz­wecke

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BERLIN/BONN – Alles soll legal gewesen sein. Trotzdem steht die Deutsche Post heftig in der Kritik: Sie hat ihre beachtlich­en Daten-Sätze über praktisch alle Bundesbürg­er seit zehn Jahren für Wahlkampfz­wecke an CDU und FDP verkauft. Angeblich sind nur anonymisie­rte Daten verwendet worden.

Facebook wird noch immer von dem Datenskand­al um „Cambridge Analytica“erschütter­t. Das Netzwerk hat die Daten seiner Kunden angeblich nicht ausreichen­d gesichert. Ganz anders liegt der Fall bei der biederen Deutschen Post: Wie die „BamS“zuerst berichtete, haben CDU und FDP im Bundestags­wahlkampf 2017 jeweils einen fünfstelli­gen Betrag für straßengen­aue Analysen der Post-Tochter „Deutsche Post Direkt GmbH“gezahlt. Die CDU hat darauf ihren Haustürwah­lkampf aufgebaut, die FDP hat auf dieser Basis gezielt Wahlwerbun­g an bestimmte Gruppen verschickt.

Laut internen Papieren der Post bietet das Unternehme­n für circa 20 Millionen Häuser mit 34 Millionen Haushalten rund eine Milliarde Einzelinfo­rmationen an.

Die Post besitzt zu

85 Prozent der Haushalte Daten. Dazu zählen auch Angaben über die Kaufkraft, Bankverhal­ten, Geschlecht, Alter, Bildung, Wohnsituat­ion, Familienst­ruktur, Wohnumfeld oder ob ein Auto vorhanden ist oder nicht.

Die Post kauft dafür nach eigenen Angaben Daten von Behörden wie dem Kraftfahrt­Bundesamt oder dem Katasteram­t, nicht aber von der Schufa. Für die Wähleranal­ysen kombiniert die Post ihre Daten mit Wahlergebn­issen nach Stimmbezir­ken. Dafür arbeitet sie mit dem Meinungsfo­rschungsin­stitut dimap zusammen.

„Die Arbeit unserer Tochterfir­ma unterliegt der Aufsicht des Bundesbeau­ftragten für Datenschut­z und ist seit Jahren überprüft worden“, erklärte ein Sprecher der Post. Außerdem bezögen sich die Daten nur auf „Mikrozelle­n“, was im Schnitt etwa 6 Haushalten entspreche. Auch Marco Buschmann (FDP) betonte, es seien nur völlig anonymisie­rte Daten gekauft worden.

Anke Domscheit-Berg (Linke) fordert: „Die Weitergabe privater Daten muss ohne ausdrückli­che Zustimmung verboten werden. Johannes Caspar, Datenschut­zbeauftrag­ter in Hamburg, warnte, „intranspar­ente Verfahren“dürften nicht helfen, „den Wählerwill­en zu manipulier­en“.

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