Polizei fordert Mindeststrafe für Messerstecher
Ermittler verlangen die Erfassung aller Taten
BERLIN – Eine 24-Jährige wird bei Hannover von einem 17Jährigen niedergestochen, in Berlin ersticht ein 15-Jähriger eine 14-Jährige , eine 17-Jährige wird in Flensburg mit Messerstichen von einem 18-Jährigen getötet – Messerattacken scheinen sich in jüngster Zeit erschreckend zu häufen. Die Polizei-Gewerkschaften fordern Konsequenzen.
Gezielte Stiche gegen Menschen sollten grundsätzlich als versuchtes Tötungsdelikt eingestuft werden, fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). Attacken mit Messern sollten ein Verbrechenstatbestand mit mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe sein. Messerstiche würden „immer noch als gefährliche Körperverletzung gewertet“. Dafür gebe es zwar eine Höchststrafe, aber eben keine Mindeststrafe. Erst wenn jemand getötet wurde, werde die Tat als Totschlag oder Mord bewertet. „Und das ist falsch, denn es ist purer Zufall, ob nach einem Messerstich jemand tot ist oder nicht.“
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht „offenbar zunehmende Messerangriffe hierzulande“. GdP-Chef Oliver Malchow fordert: „Ein aussagekräftiges Lagebild wäre angesichts der jüngsten schockierenden Taten (...) dringend notwendig.“Streifenpolizisten hätten berichtet, dass gerade junge Männer zwischen 15 und 30 Jahren immer öfter ein Messer dabeihätten: „Es gibt eine Gruppe, die Konflikten nicht aus dem Weg geht, und sagt: Das mache ich zur Not auch mit dem Messer.“
Anders als zum Gebrauch von Schusswaffen gibt es zu Messern keine bundesweite Statistik. Für Berlin liegen Zahlen vor, sie zeigen zumindest in der Hauptstadt keine deutliche Zunahme: 2008 gab es knapp 2500 Taten, bei denen ein Messer eine Rolle spielte. In den nächsten Jahren waren es mal rund 2400, dann 2700, dann 2600 Taten. 2017 wurden 2737 Fälle erfasst.