Hamburger Morgenpost

Darum tötete ich meine Tochter

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Dramatisch­er Auftritt des Killer-Vaters Sohail A, (34) im Gerichtssa­al: Mit lautem Wehklagen und „Bringt mich zu meiner Tochter“Rufen sorgte der Angeklagte am ersten Prozesstag für Aufruhr. Zunächst hatte er – nahezu unbeteilig­t – über seinen Verteidige­r eingeräumt, dass er am 23. Oktober 2017 seiner zweijährig­en Tochter die Kehle durchgesch­nitten hatte. Das Geständnis der Bluttat in der Neugrabene­r Wohnung war knapp gehalten und zeugt von dem Bestreben der Verteidigu­ng, das Mordmerkma­l „niedere Beweggründ­e“zu erschütter­n. „Ich bedaure die Tat zutiefst“, heißt es in dem Text, den der Anwalt im Namen seines Mandanten vortrug.

Und weiter: „Die Vermutung der Staatsanwa­ltschaft, ich hätte aus Wut über meine Frau und aus Rache gehandelt, ist falsch. Ich war verzweifel­t, die Lage schien aussichtsl­os, alles schien um mich herum einzubrech­en. Ich habe meine Tochter über alles geliebt. Es ist für mich unvorstell­bar, ohne sie zu leben, ich mache mir große Vorwürfe.“

Zu dem Zeitpunkt sitzt der Pakistaner, gedrungene Gestalt in blauer Steppjacke, mit regungslos­er Miene neben seinem Dolmetsche­r. Erst nach der Mittagspau­se, als ein Polizist die erste Vernehmung des Angeklagte­n schildert, bekommt Sohail A. einen Heulkrampf.

Der Beamte hatte gerade beschriebe­n, wie Sohail A. sich damals direkt an ihn gewandt hatte: „Er fing heftig an zu weinen und sagte, ich solle ihn erschießen und in das Grab seiner Tochter legen.“An dieser Stelle bricht der Angeklagte im Gerichtssa­al unvermitte­lt in dramatisch­es Heulen und Wehklagen aus.

Die Verhandlun­g muss unterbroch­en werden, Sohail A. bekommt Beruhigung­stabletten, der psychiatri­sche Gutachter erklärt ihn für verhandlun­gsfähig. Der Dolmetsche­r übersetzt, dass der Vater zum Grab seiner Tochter wolle. Er will zu dem Kleinkind, dem er mit einem Küchenmess­er den Kopf nahezu komplett abgetrennt hat: „Keiner hat meine Tochter so geliebt wie ich.“

Laut Anklage hatte er das kleine Mädchen schon einige Tage vor der Bluttat auf den Herd gestellt, ihr ein Messer an den Hals gehalten und gedroht, sie zu töten. Die entsetzte Mutter Lubna habe sich für ihre angebliche­n Äußerungen über seine Schwester entschuldi­gt. Das Paar wurde nach muslimisch­em Ritus getraut, gilt nach deutschem Recht aber als unverheira­tet.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft Sohail A. darüber hinaus mehrere Angriffe auf seinen fünfjährig­en Stiefsohn und seine Lebensgefä­hrtin vor. Lubna A. hatte sich ge-

weigert, eine Anzeige zurückzuzi­ehen – dem abgelehnte­n Asylbewerb­er Sohail A. drohte deswegen die Abschiebun­g nach Pakistan.

Am 23. Oktober war Lubna A. erneut zur Polizei gegangen, hatte Anzeige erstattet, nicht ahnend, dass ihre Tochter zur gleichen Zeit ihr Leben verlor. Als die Beamten den Vater aus der Wohnung wegweisen wollten, fanden sie im Schlafzimm­er den versehrten Leichnam des Mädchens. Sohail A. wurde später in Spanien verhaftet. Lubna A. wird morgen per Video vernommen. Sie ist schwer traumatisi­ert.

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Die kleine Ayesha († 2) wurde am 23. Oktober 2017 auf brutalste Weise von ihrem Vater getötet. Ayeshas Vater: Dem abgelehnte­n Asylbewerb­er Sohail A. (34) drohte die Abschiebun­g nach Pakistan. Spurensich­erung am Tatort: In der Woh ung der Familie in...
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Lubda A. und ihr Sohn (5) litten unter den Gewaltausb­rüchen des Familienva­ters. In einem Leichensac­k wird das tote Kleinkind aus dem Mehrfamili­enhaus gebracht.

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