Schweden wollen weg vom Bargeld
E-Krone als Waffe gegen die Schattenwirtschaft gedacht. Globaler Trend – nur die Deutschen lieben es weiter „cash“ Lieben es weiter „cash“
STOCKHOLM – Als erstes europäisches Land ist Schweden auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft. Verschiedene IT-Firmen arbeiten im Auftrag der „Riksbank“(Reichsbank) an Konzepten einer elektronischen Währung. Bis Ende 2018 sollen technische und juristische Möglichkeiten der „EKrone“analysiert werden. Gibt die Politik grünes Licht, könnte schon 2019 ein Pilotprojekt starten. Bereits jetzt wird in Schweden Bargeld selten verwendet. Zwei Drittel aller Konsumenten können sich gar vorstellen, ganz ohne Bargeld zu leben, so eine Umfrage der Riksbank. In Stockholm gehören Schilder mit dem Hinweis „Keine Barzahlung“in Geschäften und Restaurants zum Stadtbild. In dem skandinavischen Land, das nicht dem Euroraum angehört, dürfen Einzelhändler und Firmen die Annahme von Bargeld verweigern. Zahlungen mit Karten oder Smartphone gewinnen dagegen deutlich an Gewicht.
Warum will der Staat den bargeldlosen Verkehr? Es geht um Kontrolle, vor allem um das Austrocknen der Schattenwirtschaft. Die geplante E-Krone würde es Kriminellen, Terroristen und Steuerflüchtigen erschweren, anonym zu agieren. „Wenn das Bargeld verschwindet, hätten nur noch die Privatbanken direkten Zugang zu Zentralbankgeld, nicht mehr die anderen Akteure“, begründet Gabriela Guibourg, Chefanalystin für Bezahlmethoden bei der Riksbank.
Auch der Internethändler Amazon und der Elektronikhändler Saturn experimentieren bereits mit Läden ganz ohne Kasse. Amazon eröffnete im Januar in Seattle einen Supermarkt, in dem sich der Kunde beim Betreten mit einer App anmelden muss. Ein Modell für
Deutschland? Im Kontrast zum globalen Trend horten die Deutschen ihr Bargeld. Laut Bundesbank steigt die Nachfrage nach Barem jährlich sogar. Im täglichen Zahlungsverkehr bestreiten die Deutschen noch immer weit mehr als 50 Prozent aller getätigten Umsätze „cash“. „Bargeld scheint in Deutschland eine Sonderkonjunktur zu haben“, kommentiert Peter Barkow vom Finanzdienstleister Barkow Consulting.