Die Abbiegefalle von Othmarschen
Viele Unfälle nach neuer Regelung am Hohenzollernring
Jahrelang floss der Verkehr weitgehend reibungslos über die Kreuzung Hohenzollernring/Bernadottestraße. Doch seit dem 21. März ist an der Stadtteilgrenze von Othmarschen und Ottensen alles anders. Autofahrer sind verwirrt. Vier Unf lle hat es seitdem an der Kreuzung gegeben. Die Ursache für das Chaos: Verkehrsbehörde und Polizei haben die Verkehrsführung geändert – Linksabbiegen ist plötzlich verboten!
Ralf Burmester (58) wohnt in einem Haus direkt an der Chaos-Kreuzung. „Seit ein paar Wochen quietschen hier ständig die Reifen, einmal habe ich es richtig scheppern gehört“, sagt er. Burmester ärgert sich. Besonders, weil auf die Änderung kaum aufmerksam gemacht wurde.
Lediglich ein blaues Verkehrsschild am Straßenrand wies anfangs darauf hin, dass es auf dem Hohenzollernring von Norden kommend an der Ampel nur noch geradeaus Richtung Elbe oder nach rechts geht. An dieser Stelle war vorher auch das Abbiegen nach links auf die Bernadottestraße erlaubt, der Gegenverkehr musste so lange anhalten. Jetzt aber leuchtet die Ampel auch für den Gegenverkehr grün.
„Leider wird diese neue Verkehrsführung noch nicht von den Verkehrsteilnehmern beachtet und angenommen“, sagt Susanne Meinecke, Sprecherin der Verkehrsbehörde. „Nicht unüblich“sei so eine Umgewöhnungsphase. Seit einer Woche steht nun ein großes, weißes Schild auf einer Verkehrsinsel, das auf die „geänderte Verkehrsführung“hinweist.
Doch warum überhaupt die Änderung? Grund ist der Luftreinhalteplan der Stadt. Den hatte der Senat schon im Sommer verabschiedet. Andere Maßnahmen des Planes sind unter anderem die Dieselverbote an Teilen der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße.
Auch in der Bernadottestraße und im weiteren Verlauf der Holländischen Reihe überschreitet die Belas- tung durch Stickstoffdioxid den Grenzwert, die zuständigen Behörden haben alle möglichen Maßnahmen geprüft. Letztlich fiel die Entscheidung auf eine Drosselung des Verkehrs und den Einsatz emissionsarmer Busse auf dem 288 Meter langen Streckenabschnitt.
Weniger Autos, die auf die Bernadottestraße abbiegen, bedeuten weniger Schadstoffe für 607 betroffene Anwohner. Statt wie bisher bis zu 10 000 sollen künftig nur noch rund 2100 Wagen pro Tag hier entlangrollen. Die Konsequenz: Die Autofahrer weichen auf andere Wohnstraßen aus – und auf die Elbchaussee, deren Belastung ohnehin schon zu hoch ist. „Das ist doch eine Farce“, schimpft Anwohner Ralf Burmester. „Durch die Änderung bilden sich jetzt außerdem jeden Tag Staus zurück bis zur Fischers Allee. Und die sind auch nicht besser für die Umwelt.“
Seit ein paar Wochen quietschen hier ständig die Reifen, es hat auch schon gescheppert. Ralf Burmester