Hamburger Morgenpost

Kommt der Miri-Clan nach

Nach Schießerei unter Schwerkrim­inellen: Einsatz am Dobbelersw­eg

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Schutzgeld­erpressung, Drogenhand­el, Gewaltdeli­kte bis hin zum Mord – dafür steht der kriminelle MiriClan seit Jahrzehnte­n. Bisher konzentrie­ren sich die Gangster auf Bremen, doch nun gab es einen Mordanschl­ag vor den Toren Hamburgs und in Hamm wurde gestern der Fluchtwage­n der Täter entdeckt.

Gestern Nachmittag am Dobbelersw­eg in Hamm: Beamte des SEK stürmen zwei Wohnungen – doch die Gesuchten finden sie nicht. Kurz vorher war in der Nähe ein Audi sichergest­ellt worden. Aus diesem Auto heraus hatten die Täter in der Nacht zum Mittwoch in Lüneburg auf einen 20-Jährigen aus dem Miri-Clan geschossen, waren dann mit dem Auto nach Hamburg geflüchtet. Von zwei Kugeln getroffen kam der Mann in eine Klinik und ist nach einer Notoperati­on außer Lebensgefa­hr. Unter Verdacht stehen jetzt zwei Männer (21/25) aus einem anderen Zweig derselben Organisati­on. Ihnen galt bereits die Durchsuchu­ng einer Wohnung an der Billstedte­r Hauptstraß­e am Donnerstag. Gestern veröffentl­ichte die Polizei ein Fahndungsf­oto von einem der Gesuchten mit dem Namen Mohamed Eke (21).

Die Mitglieder des MiriClans kamen in den 80er Jahren als Bürgerkrie­gsflüchtli­nge aus dem Libanon nach Deutschlan­d. Es ist ein Oberbegrif­f für Großfamili­en, die sich vor allem in Bremen ansiedelte­n. Mitglieder sorgten hier auch als Angehörige der Rockerband­e „Mongols“für Angst und Schrecken.

Gut 2500 Clan-Angehörige sollen in und um Bremen leben. Die Hälfte von ihnen ist wegen Straftaten im Polizeicom­puter erfasst. Wer in Bremen ein T-Shirt mit einem großen M auf der Brust trägt, wird meist mit Respekt behandelt – angeblich selbst von einzelnen Polizei-Angehörige­n. So sollen manche Knöllchen-Schreiber die AMG-Mercedes und Geländewag­en von Clan-Angehörige­n regelmäßig verschonen.

In letzter Zeit setzte sich der Miri-Clan auch in Kiel und Lübeck fest. An der Trave beispielsw­eise gibt es Handwerker-Kolonnen der „Miris“. Die Arbeiten werden meist auch korrekt durchgefüh­rt. Als Auftraggeb­er kann es aber schwierig werden, sich bei den ClanAngehö­rigen zu beschweren, wenn es doch mal Grund zur Klage gibt.

Um Hamburg haben die „Miris“bisher einen Bogen gemacht. Aus Angst vor den im Rotlicht-Milieu vorherrsch­enden Hells Angels? Die dürften das Auftreten der Bremer Gangster mit Argwohn betrachten.

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 ??  ?? Mohamed Eke (21) soll der Schütze von Lüneburg sein. Nach der Tat flüchtete er in einem Audi nach Hamburg.
Mohamed Eke (21) soll der Schütze von Lüneburg sein. Nach der Tat flüchtete er in einem Audi nach Hamburg.
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