Hamburger Morgenpost

Der Krieg der Lebensmitt­el- Giganten

EDEKA nimmt jedes dritte Nestlé-Produkt aus dem Sortiment

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Edeka setzt auf weitere Konfrontat­ion: In den bundesweit 5900 Filialen soll jedes dritte Nestlé-Produkt aus dem Regal verschwind­en. Und zwar bis die Konzerne sich auf neue Einkaufs-Konditione­n geeinigt haben. Dabei hatte Edeka schon im Februar 160 Produkte ausgeliste­t, darunter VittelWass­er, Kitkat-Riegel und Wagner-Pizza.

Die eigenständ­igen EdekaKaufl­eute gehen sehr unterschie­dlich mit der problemati­schen Lage um. Einige haben bereits offensiv NestléProd­ukte verramscht. Andere hängen Schilder in leere Regale und bitten um Verständni­s, dass es die MaggiSoße, „Nescafé Gold“und Thomy-Meerrettic­h nicht mehr gibt (s. Foto). Beim Edeka im Gaswerk in Bahrenfeld merkt der Kunde bisher noch nicht so viel von den Engpässen, leer sind die Tiefkühlre­gale nicht.

„Einige Wagner-Pizzen sind knapp“, so ein Verkäufer. „Wenn die Truhe leer ist, ist Schluss. Nachbestel­len können wir nicht.“Ein paar Schritte weiter unterhalte­n sich zwei Mitarbeite­r beim Regalepack­en darüber, dass plötzlich weitere Produkte nicht lieferbar sind, obwohl sie in der Edeka-Bestelllis­te noch angezeigt werden. Die neue Lage ist frisch, offenbar tappen viele Mitarbeite­r noch im Dunkeln, was nun noch alles wegfällt.

Wie die „Lebensmitt­el Zeitung“berichtet, sollen alle 4500 selbständi­gen EdekaMarkt­betreiber in diesen Tagen per Post darüber informiert werden, dass weitere Produkte rausfliege­n und nicht mehr über die Einkaufsge­meinschaft bezogen werden können.

Alles passiert hinter verschloss­enen Türen. Auf MOPO-Nachfrage bei der Edeka-Zentrale in Winterhude heißt es aus der Pressestel­le: „Aus Wettbewerb­sgründen möchten wir uns nicht zu diesem Thema äußern.“

Edeka steht im Kampf gegen Nestlé nicht allein da, denn sie gehört dem Händlerbün­dnis Agecore an. Gemeinsam mit großen Lebensmitt­elketten wie Intermarch­é (Frankreich), Coop (Schweiz), Conad (Italien) und Eroski (Spanien) wollen sie über Produkt-

Auslistung­en ihren Forderunge­n nach besseren Konditione­n Druck verleihen. Einer der Streitpunk­te: den Discounter­n werden von Nestlé angeblich bessere Preise angeboten.

Hart geführte Preis-Verhandlun­gen wie aktuell gibt es in den vergangene­n Jahren vermehrt, allerdings war bisher nie eine so große Produktpal­ette betroffen. Bei Real gab es im Sommer 2015 zeitweise wenig von Dr. Oetker, Nestlé oder Müller-Milch. 2014 hatte Lidl für zwei Monate Coca-Cola rausgeschm­issen, bis man sich auf neue Konditione­n geeinigt hatte.

Boykott-Aufrufe sind für Nestlé nichts Neues. Die kommen aber oft nicht von anderen Unternehme­n, sondern von Hilfsorgan­isationen und Umweltverb­änden. Dabei geht es dann meist um das Geschäft mit dem Trinkwasse­r und die Wasser-Privatisie­rungs-Diskussion, um Umweltschä­den oder verunreini­gtes Milchpulve­r.

Nestlé ist der größte Nahrungsmi­ttelkonzer­n der Welt und gehört neben Monsanto zu den unbeliebte­sten Unternehme­n mit dem schlechtes­ten Ruf.

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Eine Mitarbeite­rin packt bei Edeka die Regale voll. Nescafé, Nesquick, Kitkat und Co. finden dort wohl vorerst keinen Platz mehr.

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