Hamburger Morgenpost

„Hass ist leicht, Liebe macht Arbeit“

Autorin und Moderatori­n Katrin Bauerfeind stellt in Hamburg ihr neues Buch vor

- Von TILL STOPPENHAG­EN

Mit einem handgeschr­iebenen Zettel an der Windschutz­scheibe f ng alles an: „Sie parken faktisch vor einer Einfahrt. Beim nächsten Mal: Spiegel ab. Arschloch!“las TV-Moderatori­n und Autorin Katrin Bauerfeind (35), nachdem sie für wenige Minuten ihren Wagen auf dem Bürgerstei­g geparkt hatte.

So unfreiwill­ig komisch die knappen Zeilen auch waren: Der kleinkarie­rte Hass, der aus ihnen sprach, ließ sie nicht mehr los. Dagegen muss man etwas unternehme­n, sagte sie sich – und schrieb ein Buch über das genaue Gegenteil: die Liebe.

„Es gibt da draußen sehr viel Hass“, sagt Bauerfeind im MOPOInterv­iew. „Es werden sogar Turnschuhe beworben mit dem Spruch ,There will be haters'. Hass ist total leicht, Liebe macht Arbeit. Hass gilt als ernst, Liebe als total kitschig. Und dem wollte ich etwas entgegense­tzen.“

Das Ergebnis heißt „Alles kann, Liebe muss“und versucht, dem ebenso schönen wie komplizier­ten Gefühl auf den Grund zu gehen – aber nicht auf die bierernste Ratgeber-Tour, sondern mit Wortwitz, Ironie und Sinn für zündende Pointen. Dass die Lektüre streckenwe­ise etwas Straffung vertragen hätte, lässt sich angesichts von Bauerfeind­s Erzähltale­nt verschmerz­en.

Ihre Beschreibu­ngen von Singleund Paarleben sind genau beobachtet­e und gekonnt beschriebe­ne Alltags-Anekdoten. Bei aller Komik schafft es die Autorin immer, über ihr Thema zu lachen, ohne es lächerlich zu machen. „Ein so emotionsge­ladenes Thema muss man schon ernstnehme­n, auch wenn’s lustige Geschichte­n sind“, sagt Bauerfeind.

„Alle Geschichte­n haben einen wahrhaftig­en Kern und eine Haltung. Es sind nicht nur aneinander­gereihte Gags.“Wie viel Autobiogra­fisches in den munteren Geschichte­n steckt, lässt sie offen: „Das Leben schreibt ja die besten Geschichte­n – es muss aber nicht immer mein Leben sein.“

Und was kann der Leser nun konkret tun gegen den Hass auf der Straße und auf Facebook? „Ich denke, jeder sollte ein paar Zettel dabei haben, auf denen steht: ,Ich wünsche Ihnen eine schönen Tag und Liebe'“, lautet Bauerfeind­s Idee. „Damit rettet man vielleicht nicht die Welt, aber die Stimmung für ein paar Stunden.“

➤ Markthalle: 12.4., 20 Uhr, 30 Euro

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Auf einer Mission gegen Hass: Katrin Bauerfeind (35)

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