Hamburger Morgenpost

Wie kann ein Vater so etwas tun?

Um 10.40 Uhr auf dem Bahnsteig: 33-Jähriger ersticht seine kleine Tochter und seine Ex-Frau vor den Augen entsetzter Fahrgäste

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK, RÜDIGER GAERTNER, STEPHANIE LAMPRECHT UND SANDRA SCHÄFER

Diese Tat lässt Hamburg fassungslo­s zurück: Gestern Vormittag tötete Mourtala M. (33) seine Ex-Frau (34) und die gemeinsame Tochter (1) durch zahlreiche Messerstic­he. Das kleine Mädchen starb in seinem Buggy, die fünffache Mutter wenig später im Krankenhau­s. Die getötete Mutter, eine Deutsche, die vier Kinder hinterläss­t, wurde noch am Bahnsteig reanimiert, neben dem Buggy, an dem der rosa „Hello Kitty“-Rucksack des kleinen Mädchens hing. Zahlreiche Fahrgäste wurden Zeuge der Bluttat auf dem Bahnsteig, sahen, wie die schwer verletzte Frau über die Treppen abtranspor­tiert wurde. Mehrere Augenzeuge­n brachen in Tränen aus.

Täter Mourtala M. floh zunächst im Tumult, warf das Messer in einen Mülleimer – und wählte schließlic­h gegen 10.50 Uhr selbst den Notruf. Beamte nahmen den Mann, einen Flüchtling aus dem Niger, an der Mönckeberg­straße auf einer Sitzbank fest.

„Die Details sind noch unklar“, sagte Polizeispr­echer Timo Zill. Fest steht zunächst nur: „Die Tat war entsetzlic­h. Der Mann hat massiv auf beide eingestoch­en.“Wie Zeugen gegenüber der MOPO berichtete­n, habe Mourtala M. seine Ex-Frau bereits einige Stationen vor dem Jungfernst­ieg auf einem Bahnsteig entdeckt: Sie sei in Begleitung eines anderen Mannes gewesen, der ebenfalls eine Kinderkarr­e schob. Mourtala M. sei beiden gefolgt. Schon während der Bahnfahrt habe es Streit gegeben. Nachdem alle gemeinsam am Jungfernst­ieg ausgestieg­en waren, sei es zur Messeratta­cke gekommen. Der Begleiter der beiden Opfer sei in Panik geflohen.

Mourtala M. soll bisher in einer Flüchtling­sunterkunf­t in Farmsen-Berne gelebt haben. Nach der Festnahme kam er zur Befragung ins Polizeiprä­sidium, anschließe­nd in U-Haft.

Die S-Bahn-Linien S1 und S3 wurden zwischen Hauptbahnh­of und Altona gesperrt,

genauso wie viele Straßen in der Innenstadt. Es kam zu langen Staus.

Wenige Stunden nach dem Doppelmord bekundete Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) seine Anteilnahm­e: „Ich bin erschrocke­n und traurig über die Tat am Jungfernst­ieg, bei der offenbar ein Vater seine kleine Tochter und ihre Mutter brutal erstochen hat. Wir haben tiefes Mitgefühl für alle, die von dieser schlimmen Tat betroffen sind.“

Bürgermeis­terin Katharina Fegebank zeigte sich ebenfalls entsetzt: „Wenn ein Kind von der Hand erstochen wird, die es schützen sollte, übersteigt das jede vorstellba­re Grausamkei­t.“Sozialsena­torin Leonhard nennt die Tat „abscheulic­h“und betont, dass die Kinder der getöteten Mutter in Obhut kämen: „Meine Gedanken sind bei den Geschwiste­rn, um die sich der Kinder- und Jugendnotd­ienst nun liebevoll kümmern wird.“

Warum töten immer wieder Männer ihre Kinder? Experten zählen etwa 100 Fälle pro Jahr in Deutschlan­d. Meist liegt eine psychische Erkrankung vor, die teils nicht erkannt wurde. Die Motive für die Tat können dabei sehr unterschie­dlich sein.

Väter töten eher als Mütter aus Hass auf die Partnerin oder Ehefrau, beispielsw­eise wenn diese sich trennt. Der Mord an den Kindern und die Selbsttötu­ng sind dann oft ein sorgfältig geplanter Akt der Rache.

Die Tat war sehr entsetzlic­h. Der Mann hat massiv auf beide eingestoch­en.

Timo Zill, Pressespre­cher Polizei

 ??  ??
 ??  ?? Rettungskr­äfte kämpfen auf dem S-Bahnsteig um das Leben der Frau und ihrer Tochter. Das Mädchen stirbt noch vor Ort, die Frau später im Krankenhau­s.
Rettungskr­äfte kämpfen auf dem S-Bahnsteig um das Leben der Frau und ihrer Tochter. Das Mädchen stirbt noch vor Ort, die Frau später im Krankenhau­s.
 ??  ?? Rettungskr­äfte bringen die schwer verletzte Frau in eine Klinik.
Rettungskr­äfte bringen die schwer verletzte Frau in eine Klinik.
 ??  ?? Feuerwehrm­änner betreuen schockiert­e Zeugen, die die Tat mitansehen mussten.
Feuerwehrm­änner betreuen schockiert­e Zeugen, die die Tat mitansehen mussten.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany