Das Biathlon-Beben
Die dunklen Machenschaften des Weltverbands. Präsident Besseberg tritt zurück
Bestechungsgelder an die Top-Funktionäre, 65 vertuschte Dopingfälle – und schon wieder führt die Spur nach Russland: Der Biathlon-Sport versinkt in einem gigantischen Korruptionssumpf und benötigt auf höchster Ebene einen kompletten Neuanfang.
Nach Razzien, die in der Zentrale des Weltverbands IBU in Österreich, dem Wohnsitz des Präsidenten Anders Besseberg in Norwegen und auch in Deutschland erfolgt waren, kommen erschütternde Details ans Licht. Seit 2011 (mindestens!) sollen Biathlon-Bosse russische Dopingsünder gedeckt haben.
„Wegen der Anwendung verbotener Substanzen, schweren Betrugs im Zusammenhang mit Doping sowie der Geschenkannahme von Bediensteten“werde gegen Mitglieder des russischen Teams und zwei IBU-Funktionäre ermittelt, teilte die österreichische Staatsanwaltschaft mit. Bei den IBU-Funktionären handelt es sich um Besseberg und die deutsche Generalsekretärin Nicole Resch. Durch Schmiergelder und „erschwindelte Preisgelder“gehen die Ermittler von einem Schaden in Höhe von 275 000 Euro aus.
„Ich denke, wir haben absolut im Einklang mit den Richtlinien gehandelt“, sagte Besseberg, „aber ich kann nicht sagen, ob die Ermittler das genauso sehen.“Die IBU soll seit 2011 65 Dopingfälle verheimlicht haben. Dafür sollen 240000 Euro geflossen sein. „Hinter den Praktiken stand die Absicht, die russischen Sportler zu schützen“, heißt es in einem WADA-Bericht: „Herr Besseberg und Frau Resch sind mitschuldig und sehr wohl über das falsche Verhalten des jeweils anderen im Bilde.“Resch wurde suspendiert, Besseberg trat zurück.
Stefan Schwarzbach, Sprecher des Deutschen Skiverbandes, erklärte: „Sollten sich die Verdächtigungen bestätigen, wäre das ein Schlag in das Gesicht des gesamten organisierten Sports.“