Hamburger Morgenpost

Auf den Straßen von Hamburg

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Zum Basketball kam durch Hamed, der später Trainer der Hamburg Towers wurde. Basketball wurde ein wichtiger Teil meines Lebens, mein Halt und mein Ausgleich. Auch auf der Straße. Das Gefühl auf dem Court: so frei. Alle Last scheint von meinen Schultern zu fallen und ich genieße die Zeit.

Ich war auf so vielen Plätzen in der Stadt unterwegs. Im Lohmühlenp­ark in St. Georg ist bis heute das bekanntest­e Feld. Es ist Treffpunkt der besten Spieler. An den Ringen hängen oft nicht einmal Netze, doch sogar NBASpieler schauten dort vorbei, wie Dennis Schröder von den Atlanta Hawks.

Es sind die ersten warmen Sonnentage in diesem Jahr und ich bin direkt wieder im Park Fiction auf St. Pauli. Seit zwei Jahren stellen wir die Körbe auf und treffen uns am Hafen, um zu zocken. Für mich ist es der schönste Ort der Stadt. Blick rüber auf die Kräne. Wenn die anderen früher nach Hause gingen, legte ich mich zum Schlafen auf eine Wiese oder auf eine Holzbank. Ich weiß nicht, ob den anderen klar war, dass ich auf der Straße lebte. Es war auch egal. Am nächsten Tag standen wir wieder auf dem Platz.

Basketball gab mir immer ein Gefühl von Normalität. Ich brauchte nur die Schuhe schnüren. Auf dem Platz und unter den Körben waren alle gleich. Egal, wer man war oder wo man herkam. Hauptsache, man konnte zocken.

Basketball hielt mich davon ab, die ganz große Scheiße zu bauen. Ich war nicht mehr so häufig in einem Umfeld unterwegs, in dem Gewalt und Drogen zum Alltag gehörten. Ich rannte über den Platz, während viele Jungs, die ich kannte, richtig auf die schiefe Bahn gerieten. Ich bin sicher: Basketball hat mich vor dem Knast bewahrt.

Der orangefarb­ene Spalding Ball begleitet mich schon so lange und durch jede Lebenssitu­ation. Durch den Basketball lernte ich meine besten Freunde kennen. Basketball war immer da. Egal ob es bei mir gut lief oder ich am Boden war. Der größte Unterschie­d zu früher: Ich muss anfangen, mich richtig zu dehnen. Ich habe inzwischen so einen Muskelkate­r nach dem Training. Ansonsten freue ich mich auf die neue Saison.

 ?? ?? Dominik Bloh, Jahrgang 1988, lebte elf Jahre lang immer wieder auf den Straßen von Hamburg. Gerade erschien sein Buch darüber: „Unter Palmen aus Stahl“, überall im Handel und auf www.ankerherz.de
Dominik Bloh, Jahrgang 1988, lebte elf Jahre lang immer wieder auf den Straßen von Hamburg. Gerade erschien sein Buch darüber: „Unter Palmen aus Stahl“, überall im Handel und auf www.ankerherz.de

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