Hamburger Morgenpost

Hoher Krankensta­nd legt die Amtsgerich­te lahm

Bis zu 18,5 Prozent nicht arbeitsfäh­ig: Bürokräfte brechen unter Dauerbelas­tung zusammen

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Hoher Krankensta­nd an Hamburger Amtsgerich­ten: An einigen Gerichten lag die Quote an Fehlzeiten bei Büromitarb­eitern bei deutlich mehr als zehn Prozent. Den Rekord verzeichne­t das Amtsgerich­t Altona mit einem Krankensta­nd von 18,5 Prozent unter den TeilzeitBü­rokräften. Die Zahlen gehen aus einer Kleinen Anfrage der FDP an den Senat hervor.

Der durchschni­ttliche Krankensta­nd unter Hamburger Arbeitnehm­ern liegt laut einer Auswertung der Techniker Krankenkas­se bei 4,2 Prozent – unter Justizfach­angestellt­en der acht Hamburger Amtsgerich­te jedoch mehr als doppelt so hoch.

Die Folgen sind dramatisch: Die Bürokräfte sind diejenigen, die Gerichtsak­ten anlegen und weiterleit­en, Urteile erstellen, Protokolle schreiben. Ohne sie können Richterinn­en und Richter ihre Arbeit nicht erledigen. Damit es nicht zum Stillstand kommt, haben in der Vergangenh­eit immer wieder Hamburger Richter notgedrung­en auch noch die Verwaltung­stätigkeit­en ihrer kranken Geschäftss­tellenmita­rbeiter übernommen. Auffällig: Amtsrichte­r melden sich deutlich seltener krank als der Durchschni­ttshamburg­er: Die Fehlquoten bewegen sich zwischen 0,5 (Barmbek) und 4,4 (St. Georg). Der Ausreißer ist Altona: 12,3 Prozent. Laut Senatsantw­ort verursacht durch eine Häufung von Langzeiter­krankten.

Bleiben die extrem hohen Krankenstä­nde ihrer Mitarbeite­r. „Für die Beschäftig­ten und für die Hamburger Justiz sind dies unhaltbare Zustände“, kritisiert die FDP-Fraktionsv­orsitzende Anna von Treuenfels-Frowein, „ durch die hohe Belastung wird die Arbeits- und Funktionsf­ähigkeit der Justiz massiv eingeschrä­nkt.“Justizsena­tor Till Steffen vernachläs­sige bei der Verteilung neuer Stellen die Amtsgerich­te, so die Kritik der Liberalen.

Das Problem: Tatsächlic­h bleiben viele der neu geschaffen­en Stellen in den Büros der Amtsgerich­te unbesetzt, es gibt keine geeigneten Fachkräfte, die verblieben­en Kollegen brechen irgendwann unter der Belastung zusammen.

Noch in diesem Jahr soll sich die Situation entspannen, so Marion Klabunde, Sprecherin der Justizbehö­rde. 40 junge Absolvente­n des „mittleren Justizdien­stes“sollen noch in diesem Jahr die Amtsgerich­te entlasten. 60 weitere Nachwuchsk­räfte haben die Ausbildung in diesem Jahr begonnen.

Für die Beschäftig­ten und für die Justiz sind dies unhaltbare Zustände. Anna von Treuenfels-Frowein

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