Hoher Krankenstand legt die Amtsgerichte lahm
Bis zu 18,5 Prozent nicht arbeitsfähig: Bürokräfte brechen unter Dauerbelastung zusammen
Hoher Krankenstand an Hamburger Amtsgerichten: An einigen Gerichten lag die Quote an Fehlzeiten bei Büromitarbeitern bei deutlich mehr als zehn Prozent. Den Rekord verzeichnet das Amtsgericht Altona mit einem Krankenstand von 18,5 Prozent unter den TeilzeitBürokräften. Die Zahlen gehen aus einer Kleinen Anfrage der FDP an den Senat hervor.
Der durchschnittliche Krankenstand unter Hamburger Arbeitnehmern liegt laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse bei 4,2 Prozent – unter Justizfachangestellten der acht Hamburger Amtsgerichte jedoch mehr als doppelt so hoch.
Die Folgen sind dramatisch: Die Bürokräfte sind diejenigen, die Gerichtsakten anlegen und weiterleiten, Urteile erstellen, Protokolle schreiben. Ohne sie können Richterinnen und Richter ihre Arbeit nicht erledigen. Damit es nicht zum Stillstand kommt, haben in der Vergangenheit immer wieder Hamburger Richter notgedrungen auch noch die Verwaltungstätigkeiten ihrer kranken Geschäftsstellenmitarbeiter übernommen. Auffällig: Amtsrichter melden sich deutlich seltener krank als der Durchschnittshamburger: Die Fehlquoten bewegen sich zwischen 0,5 (Barmbek) und 4,4 (St. Georg). Der Ausreißer ist Altona: 12,3 Prozent. Laut Senatsantwort verursacht durch eine Häufung von Langzeiterkrankten.
Bleiben die extrem hohen Krankenstände ihrer Mitarbeiter. „Für die Beschäftigten und für die Hamburger Justiz sind dies unhaltbare Zustände“, kritisiert die FDP-Fraktionsvorsitzende Anna von Treuenfels-Frowein, „ durch die hohe Belastung wird die Arbeits- und Funktionsfähigkeit der Justiz massiv eingeschränkt.“Justizsenator Till Steffen vernachlässige bei der Verteilung neuer Stellen die Amtsgerichte, so die Kritik der Liberalen.
Das Problem: Tatsächlich bleiben viele der neu geschaffenen Stellen in den Büros der Amtsgerichte unbesetzt, es gibt keine geeigneten Fachkräfte, die verbliebenen Kollegen brechen irgendwann unter der Belastung zusammen.
Noch in diesem Jahr soll sich die Situation entspannen, so Marion Klabunde, Sprecherin der Justizbehörde. 40 junge Absolventen des „mittleren Justizdienstes“sollen noch in diesem Jahr die Amtsgerichte entlasten. 60 weitere Nachwuchskräfte haben die Ausbildung in diesem Jahr begonnen.
Für die Beschäftigten und für die Justiz sind dies unhaltbare Zustände. Anna von Treuenfels-Frowein