Das Skandal-Altenheim darf niemanden mehr aufnehmen
Neue Vorwürfe gegen den Ex-„Emilienhof “: Pflegedienstleitung wurde degradiert
Der „Emilienhof“in Tonndorf: Kaum ein anderes Pflegeheim in der Stadt hat je so viele Negativ-Schlagzeilen gemacht. Seit einem Betreiberwechsel ist zwar einige Monate Ruhe gewesen. Aber nun gibt es neue Vowürfe. Und die Heimaufsicht verhängte drastische Maßnahmen: Aufnahmestopp und Teiluntersagung!
Nach MOPO-Informationen sollen Fehler bei der Insulin-Vergabe gemacht worden sein. Außerdem arbeiten in dem Heim, in dem 69 Menschen betreut werden, weniger Fachkräfte als vorgeschrieben.
Der „Emilienhof“ist das Haus, in dem der inzwischen verstorbene Box-Olympiasieger Dieter Kottysch ein wahres Martyrium erlebte. Hier war es auch, wo die Altenpflegerin Sylke Hoß nachts einen Kollegen dabei beobachtete, wie er eine demenzkranke Frau misshandelte (MOPO berichtete). 2017 wurde das Haus zum Synonym für schlechte Pflege.
Kein Wunder also, dass die Berliner Firma „Pflegewerk“, die das Heim im Herbst vom ehemaligen Betreiber „Casa Reha“übernahm, als Erstes den Namen wechselte: aus dem „Emilienhof“wurde das „Haus Wandsbek“.
Inzwischen gibt „Pflegewerk“-Chef Dr. Georgios Giannakopoulos (59) zu, einen Fehler gemacht zu haben: „Ich hätte besser auf diejenigen gehört, die mir rieten, auch sofort das Management auszutauschen.“Dies hat er nun nachgeholt. Die bisherige Pflegedienstleitung etwa sei zur Wohnbereichsleitung degradiert.
Giannakopoulos bestätigt, dass das Bezirksamt ihm zur Auflage gemacht hat, vorläufig keine neuen Bewohner aufzunehmen. Ein Wohnbereich sei geschlossen. Den Mangel an Fachkräften erklärt Giannakopoulos damit, dass die Behörde sich weigere, die Qualifikation von fünf „eigentlich“examinierten rumänischen Altenpflegerinnen anzuerkennen. Sie würden nun nachgeschult.
Das Bezirksamt Wandsbek bestätigt ein laufendes Verfahren gegen das „Haus Wandsbek“. Weitere Angaben wurden nicht gemacht. Nur dieser Satz war Sprecher Jacob Löwenstrom zu entlocken: „Eine Untersagung des gesamtes Betriebes oder von Teilen des Betriebes“komme immer „nur als ,Ultima Ratio‘, also als letztes Mittel in Betracht.“
Zum ersten Mal Schlagzeilen machte der „Emilienhof“im April 2017, als sich Pflegekräfte an die Presse wandten und eine dramatische Überlastung des Personals anprangerten. Einer der Leidtragenden damals: Dieter Kottysch, Olympiasieger von 1972, der unter anderem dramatische Druckgeschwüre davontrug. Seine Tochter erstattete Anzeige. Das Verfahren läuft noch.
Für Aufsehen sorgte dann der Prozess gegen einen Pfleger wegen der Misshandlung einer hilflosen Bewohnerin. Der Beklagte erhielt sieben Monaten Knast auf Bewährung – Sylke Hoß, die die Sache zur Anzeige gebracht hatte, wurde gefeuert.
Später erhielt die 37jährige mutige Altenpflegerin für ihre Zivilcourage die „Goldene Bild der Frau“. Sie arbeitet inzwischen in einem anderen Hamburger Pflegeheim. Sie hatte Giannakopoulos gewarnt, mit der alten Führung den Neuanfang zu wagen. „Aber er wollte ja nicht auf mich hören.“
Ich habe ihn gewarnt, mit der alten Führung weiterzumachen, aber er hat nicht gehört. Sylke Hoß