Neuer Schlag gegen die Miet-Mafia
Von wegen Hotel: So macht Vermieter Andreas D. Kasse
Kaputte Stromleitungen, rotte Rohre hinter runtergekommenen Wandverkleidungen, Schimmel und jede Menge Müll: 150 Einsatzkräfte von Polizei, Zoll und verschiedenen Behörden haben gestern Morgen ein Wohnhaus an der Walddörferstraße kontrolliert. Der Verdacht: Ausbeutung und Mietwucher.
Um Punkt 6 Uhr klopften Marcel Schweitzer, Pressesprecher der Sozialbehörde, und Polizeibeamte an die Türen der Wohnungen. „Viele haben sich gefreut, dass überhaupt mal jemand vorbeikommt und nachfragt“, so Schweitzer.
Und das wohl zu Recht: In dem als Hotel angemeldeten Gebäude sind viel mehr Menschen unerlaubt in kleinen, schäbigen Wohnungen untergebracht als gemeldet. Offiziell ist von 93 Menschen die Rede, darunter auch Familien mit Kindern, vorwiegend aus Osteuropa. Außerdem soll Besitzer Andreas D. seine Mieter noch zusätzlich zur Kasse gebeten haben. Steuerfahnder ermitteln.
In den Appartements seien laut Schweitzer erhebliche Baumängel, Schimmel und grobe Verstöße gegen Brandschutzmaßnahmen festgestellt worden. Drei Wohnungen mussten dichtgemacht werden, die Mieter kamen in eine Notunterkunft.
In dem Haus wird auch ein Bordell betrieben. Im Keller – wo laut Unterlagen eigentlich eine Kegelbahn sein sollte – entstehe gerade eine „Saunalandschaft“.
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD): „Mit diesen Aktionstagen nehmen wir Eigentümer ins Visier, die Menschen ausnutzen. Wir wollen solche Verhältnisse nicht haben.“
Erst im März sorgte ein ähnlicher Einsatz für großes Aufsehen. Aus einem völlig überbelegten und schäbigen Mietshaus in Bergedorf mussten 20 Erwachsene und zehn Kinder aus Sicherheitsgründen ausziehen.