Hamburger Morgenpost

Mütter sind die besseren Angestellt­en!

Christoph Behn hat die Erfahrung gemacht: Sie fehlen seltener als andere Mitarbeite­rinnen, holen aus wenigen Stunden mehr raus und sind besonders motiviert

-

Gerade Männer fragen mich immer wieder, warum ich mich als Unternehme­r so sehr für die Interessen unserer Frauen und Mütter einsetze. Warum wir bei der „kartenmach­erei“Teilzeitun­d Tandem-Arbeit fördern – und das gerade in der Führungseb­ene. Schließlic­h seien Frauen doch häufiger krank, generell nicht so belastbar wie ihre männlichen Kollegen und sowieso ständig in Elternzeit. Meine Antwort darauf ist ganz einfach: Diese Vorurteile sind Schwachsin­n und zementiere­n den Status quo.

Unsere Gesellscha­ft ist mittlerwei­le an einem Punkt angekommen, an dem sich Frauen präventiv selbst diskrimini­eren. Ein Beispiel: Eine unserer Bewerberin­nen bemerkte während ihrer Bewerbungs­phase, dass sie schwanger ist. Mit ihrer Offenbarun­g kam gleich der Kompromiss­vorschlag: „Wie wäre es mit einem zeitlich befristete­n Vertrag?“Wir haben das kurz im Team diskutiert und ihr dann einen normalen Vertrag angeboten. Sie war tatsächlic­h positiv schockiert. Was mich daran schockiert: dass unsere Entscheidu­ng als positives Beispiel herausstic­ht.

Ein Kind zu bekommen, ist eines der schönsten, wenn nicht das schönste Erlebnis im Leben. Wir können und dürfen Menschen, die diese großartige Erfahrung machen, nicht dafür bestrafen – und das ist nur die emotionale Ebene. Auch aus wirtschaft­licher Perspektiv­e ist es fatal, das Potenzial von Frauen und besonders von Müttern zu unterschät­zen.

Mütter bringen wertvolle Kompetenze­n ins Team: Sie müssen natürliche­rweise deutlich besser priorisier­en als jemand, der nicht so viel auf der Agenda hat. Das ist ein Vorteil, der gerade Mütter für Führungspo­sitionen qualifizie­rt und ein potenziell­es Mehr an Krankheits­tagen um ein Vielfaches aufwiegt. Und nicht einmal dieses Vorurteil hat sich in unserem Fall bewahrheit­et: Tatsächlic­h haben die Mütter in unserem Team weniger Krankheits­tage als andere Frauen. Und in unserem Führungste­am – also in den Positionen, die Frauen häufig verlieren, wenn sie aus der Elternzeit wiederkomm­en – sieht es sogar noch besser aus. Aus allen Blickwinke­ln scheinen Mütter weniger Krankheits­tage anzuhäufen als andere Frauen. Wieso also die ganzen Vorurteile? Zugegeben: Auch bei uns herrschten noch vor ein paar Jahren die eingangs genannten Glaubenssä­tze und der Gedanke, eine schwangere Mitarbeite­rin einfach durch eine jüngere neue zu ersetzen, war auch in unseren Köpfen existent. Schließlic­h war es meine Frau, die den Anstoß gab, unsere Einstellun­g gegenüber Frauen und Müttern in Führungspo­sitionen grundlegen­d zu überdenken: Nach der Geburt unserer Tochter wünschte sie sich, wieder in ihre Führungspo­sition zurückzuke­hren, gleichzeit­ig aber auch unsere Kinder großzuzieh­en. Für mich war klar: Wir mussten eine Möglichkei­t finden, diese beiden Aufgaben zu vereinen. Und so haben wir ein Experiment gestartet, um selbst herauszufi­nden, wie das Konzept Teilzeit-Mutter bei uns am besten funktionie­rt.

Mittlerwei­le arbeitet bei uns die Hälfte des

 ??  ?? Bei Christoph Behn dürfen sich zwei Frauen in Führungspo­sition eine Vollzeitst­elle teilen.
Bei Christoph Behn dürfen sich zwei Frauen in Führungspo­sition eine Vollzeitst­elle teilen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany