Hamburger Morgenpost

Korruption­s-Skandal im Europarat

Untersuchu­ngskommiss­ion: Deutsche Abgeordnet­e von Aserbaidsc­han bestochen

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STRASSBURG - Manche sprechen von „Kaviar-Diplomatie“. Doch das klingt zu harmlos für das, was sich offenbar im Europarat in Straßburg abgespielt hat. Laut einem unabhängig­en Bericht dreier Richter haben sich mehrere Abgeordnet­e, darunter zwei deutsche, von dem autoritär regierten Aserbaidsc­han kaufen lassen. Namentlich genannt werden der ehemalige CSUBundest­agsabgeord­nete Eduard Lintner und die noch aktive Abgeordnet­e Karin Strenz (CDU) aus Mecklenbur­gVorpommer­n. Lintner soll „SchlüsselL­obbyist“für das Land am Kaspischen Meer gewesen sein.

Er soll zwischen 2012 und 2014 fast 820 000 Euro erhalten haben. Gleichzeit­ig betrieb er eine Firma, bei der auch Strenz angestellt war und über die sie indirekt Zuwendunge­n aus Baku erhalten haben soll. Hintergrun­d: Der Europarat, dem außer den EU-Ländern auch Russland, die Türkei und Aserbaidsc­han angehören, hat u. a. die Aufgabe, die Einhaltung der Menschenre­chte in den 47 Mitgliedsl­ändern zu überwachen. Außerdem entscheide­t die Versammlun­g von Abgeordnet­en aus den Mitglieds-Ländern darüber, ob und welche Wahlbeobac­hter entsandt werden. Strenz war auch als Wahlbeobac­hterin in Baku aktiv.

Frank Schwabe (SPD), stellvertr­etender Vorsitzend­er der deutschen Delegation in Straßburg, forderte Strenz auf, ihr Bundestags­mandat niederzule­gen. Ihr Verhalten sei mit der Verpflicht­ung dieses Mandats nicht vereinbar. Strenz hatte sich unter anderem einer mündlichen Befragung durch die Untersuchu­ngskommiss­ion zwei Mal entzogen: Beim ersten Mal war sie krank, beim zweiten Mal ließ sie mitteilen, sie sei zu beschäftig­t.

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Gekauft? Karin Strenz (CDU)

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