Hände aus der Hose!
Anhänger einer neuen Bewegung wollen weniger masturbieren
BERLIN - Selbstbefriedigung – viele tun es regelmäßig, aber kaum einer redet darüber. Jetzt wollen es manche seltener tun und reden umso mehr davon: Die Anhänger von „NoFap“halten Pornos für schädlich und motivieren sich, eine Zeit lang nicht zu masturbieren.
Die Frauen nennen sich Femstronauten, die Männer Fapstronauten, und beide wollen die Finger von sich selbst lassen: „NoFap“heißt ein Internetforum aus den USA, das auch in Deutschland Anhänger hat. Die Website will Menschen helfen, von Pornos loszukommen. Dafür verzichten die meisten eine Zeit lang darauf, Hand an sich zu legen – oft 90 Tage lang.
Mehr als 90 000 Videos finden sich zum Begriff NoFap auf der Video-Plattform YouTube – „to fap“ist das englische Slangwort für onanieren. „Ich habe es 60 Tage geschafft, keine Pornos zu schauen, nicht zu masturbieren und sexuell abstinent zu bleiben“, sagt ein Mann, der sich Vackurah nennt. Er berichtet: Er sei selbstbewusster, habe kaum noch Muskelkater, schlafe zudem besser.
Was ist da aus ärztlicher Sicht dran? „Es passiert im Körper weder etwas, wenn man onaniert, noch wenn man nicht onaniert“, antwortet Wolfgang Bühmann, wissenschaftlicher Schriftleiter des Berufsverbands der Deutschen Urologen. „Es gibt keine körperlichen Folgen und schon gar keine Hormonänderungen oder sonst irgendwelche Dinge.“
Psychologisch sieht es vielleicht anders aus. „Ich glaube schon, dass sich die Erfahrung, dass sexuelles Verhalten gestaltbar ist, positiv oder kurzfristig positiv auf das Selbstwertgefühl auswirken kann“, sagt die Sexualtherapeutin Sandra Gathmann.
„NoFap“-Gründer Alexander Rhodes masturbiert nicht mehr, wie er sagt. Auch Pornos schaue er keine mehr. Das war mal anders. Bis zu sechs Mal täglich habe er sich einen runtergeholt.
„Pornos brachten mich dazu, meine Lust über alles andere zu stellen – über Liebe, Zuneigung, Einfühlungsvermögen“, sagte der Webentwickler und Biologe „jetzt.de“. Seine Sicht auf Frauen habe sich geändert. „In Pornos sind sie nur Objekte. Ich habe Frauen nicht respektiert. Ich hatte falsche Erwartungen auch beim Sex.“
„NoFap“dreht sich vorwiegend, aber nicht nur um Männer. Fünf Prozent der User seien Mädchen und Frauen. „Es ist also ein menschliches Problem, nicht nur ein männliches“, sagt Rhodes.
„NoFap“verurteilt Masturbieren übrigens nicht generell – nur wenn es zu viel werde, sei es ein Problem, sagt Rhodes. Und wann wird’s zum Problem? „Wenn du es so oft machst, dass es den Rest deines Lebens beeinflusst.“