Hamburger Morgenpost

Peter Madsen soll lebenslang in den Knast

Plädoyers in spektakulä­rem Fall. Anwältin: „Keine Beweise gehört“

-

KOPENHAGEN – Journalist­in Kim Wall (30) wollte über den dänischen Erfinder Peter Madsen schreiben – von ihrer Recherche auf seinem U-Boot kehrte sie nie zurück. Kaltblütig soll Madsen die

Boot gefoltert, ermordet und zerstückel­t haben. Psychiater sind im Prozess überzeugt: Madsen ist gefährlich – und fordern, dass er womöglich nie mehr frei kommt. Seine Verteidige­rin sieht das anders.

Was genau in der Nacht auf den 11. August 2017 auf dem U-Boot „Nautilus“passiert ist – das kann nur einer beantworte­n: Peter Madsen. Doch der hat schon ein paar widersprüc­hliche Versionen der angebliche­n Geschehnis­se geliefert. Die Staatsanwa­ltschaft hat keine Zweifel an Madsens Schuld. In seinem Plädoyer fordert Staatsanwa­lt Jakob Buch-Jepsen lebenslang­e Haft. Er sei sich bewusst, dass das für einen einzelnen Mord eine ungewöhnli­ch harte Strafe sei, sagt er. Aber: Im Fall um die getötete Journalist­in gebe es keine mildernden Umstände – nur verschärfe­nde.

Madsen sei absolut nicht glaubwürdi­g und habe entsetzlic­h brutal gehandelt. Sollte das Gericht in

Freiheitss­trafe verhängen, fordert er Sicherungs­verwahrung für unbestimmt­e Zeit. Das bedeutet: Womöglich auch bis zum Ende seines Lebens.

Madsen wird vorgeworfe­n, die schwedisch­e Journalist­in an Bord seines selbst gebauten U-Boots gequält, getötet und zerstückel­t zu haben. Die Gewalt und die Schmerzen seines Opfers haben ihn nach Überzeugun­g der Staatsanwa­ltschaft sexuell erregt. Mit großer Wahrschein­lichkeit habe er die junge Frau enthauptet – und dies lange zuvor geplant.

Madsens Verteidige­rin Betina Hald Engmark sieht hingegen keinerlei Belege für einen Mord. „Wir haben keine echten Beweise gehört“, sagt sie.

Madsen hat die Zerteilung der Leiche zwar eingeräumt, sagt aber,

Unfall an Bord seines Unterseebo­ots ums Leben gekommen.

Diese Erklärung könne nicht abgewiesen werden, sagt seine Anwältin in Kopenhagen vor Gericht. „Nicht mein Klient muss beweisen, dass er etwas nicht getan hat. Die Staatsanwa­ltschaft muss beweisen, dass er etwas getan hat.“

Psychiater halten Madsen unabhängig von der Schuldfrag­e für gefährlich. Sie empfehlen, ihn auf unbestimmt­e Zeit ins Gefängnis zu schicken. Es müsse angenommen werden, dass er eine Gefahr für Leben und Gesundheit anderer Menschen sei.

 ??  ?? Kim Walls Eltern Ingrid und Joachim verfolgen den Prozess.
Kim Walls Eltern Ingrid und Joachim verfolgen den Prozess.
 ??  ?? Kim Wall (30, kl. F.) war eine erfahrene Journalist­in. Sie recherchie­rte über den Erfinder Peter Madsen (47, li.). Der soll sie bei einer Fahrt auf seinem U-Boot (u.) zu Tode gequält haben.
Kim Wall (30, kl. F.) war eine erfahrene Journalist­in. Sie recherchie­rte über den Erfinder Peter Madsen (47, li.). Der soll sie bei einer Fahrt auf seinem U-Boot (u.) zu Tode gequält haben.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany