Das „Nordpfeil“-Areal ist 220 000 Quadratmeter groß. Es verfällt – und lockt Randalierer und Brandstifter an
Es gab Zeiten, da versorgten hier 600 Arbeiter ganz Deutschland mit Teppichböden der Marke „Nordpfeil“. Lange ist es her. Jetzt ist die norddeutsche Teppichfabrik mitten in Geesthacht der wohl größte „Lost Place“Norddeutschlands. Die MOPO schaute sich auf dem 220 000 Quadratmeter großen Areal einmal um.
Die stählernen Eingangstore sind verschlossen, doch der kilometerlange Zaun rund um das verlassene Fabrikgelände an der Düneberger Straße hat Löcher. Unkraut sprießt an den Wegen. Überall ist Graffiti zu sehen. Dutzende Scheiben sind zerschlagen. Wir finden einen Prospekt: „Betreten Sie die Welt des Schönen“steht da. Von wegen. Die gigantische Fabrik wirkt wie eine Mischung aus Tschernobyl und einer untergegangenen Textilfabrik in Sachsen.
Mitten auf einer verdorrten Wiese steht ein Bäumchen – gepflanzt von Mitarbeitern anlässlich des 80. Geburtstags von FabrikGründer Hubertus Rösel. 1951 hatte er die Marke „Nordpfeil“ins Leben gerufen. Bald stand sie bundesweit für beste Qualität. Die Teppiche trugen klangvolle Namen wie „Ethik“oder „Apart“.
2013 musste die Eigentümerfamilie Insolvenzantrag stellen. Die Maschinen wurden nach Osteuropa verkauft. Alle Menschen verloren ihren Arbeitsplatz.
Seitdem ist die Fabrik dem Verfall preisgegeben – und das, obwohl einzelne Hallen unter Denkmalschutz stehen. Buntmetalldiebe haben die Brenner der Heizkessel gestohlen. In den vergangenen Wochen gab es mehrfach Brandstiftungen. Eine Villa wurde zerstört. Sie stammte noch aus der Zeit der 1876 gegründeten Düneberger Pulverfabrik, die sich vor dem Bau der Teppichfabrik hier befunden hatte.
Was nun aus dem Areal wird, ist unklar. Die Stadt Geesthacht würde hier gern Wohnungen bauen lassen. Doch laut „Bergedorfer Zeitung“hat sie nur einen symbolische Euro geboten. Der Insolvenzverwalter aber will Millionen. Vor dem Verfall wurde der Wert des Fabrikgeländes einmal auf elf Millionen Euro geschätzt.