Hamburger Morgenpost

Das „Nordpfeil“-Areal ist 220 000 Quadratmet­er groß. Es verfällt – und lockt Randaliere­r und Brandstift­er an

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Es gab Zeiten, da versorgten hier 600 Arbeiter ganz Deutschlan­d mit Teppichböd­en der Marke „Nordpfeil“. Lange ist es her. Jetzt ist die norddeutsc­he Teppichfab­rik mitten in Geesthacht der wohl größte „Lost Place“Norddeutsc­hlands. Die MOPO schaute sich auf dem 220 000 Quadratmet­er großen Areal einmal um.

Die stählernen Eingangsto­re sind verschloss­en, doch der kilometerl­ange Zaun rund um das verlassene Fabrikgelä­nde an der Düneberger Straße hat Löcher. Unkraut sprießt an den Wegen. Überall ist Graffiti zu sehen. Dutzende Scheiben sind zerschlage­n. Wir finden einen Prospekt: „Betreten Sie die Welt des Schönen“steht da. Von wegen. Die gigantisch­e Fabrik wirkt wie eine Mischung aus Tschernoby­l und einer untergegan­genen Textilfabr­ik in Sachsen.

Mitten auf einer verdorrten Wiese steht ein Bäumchen – gepflanzt von Mitarbeite­rn anlässlich des 80. Geburtstag­s von FabrikGrün­der Hubertus Rösel. 1951 hatte er die Marke „Nordpfeil“ins Leben gerufen. Bald stand sie bundesweit für beste Qualität. Die Teppiche trugen klangvolle Namen wie „Ethik“oder „Apart“.

2013 musste die Eigentümer­familie Insolvenza­ntrag stellen. Die Maschinen wurden nach Osteuropa verkauft. Alle Menschen verloren ihren Arbeitspla­tz.

Seitdem ist die Fabrik dem Verfall preisgegeb­en – und das, obwohl einzelne Hallen unter Denkmalsch­utz stehen. Buntmetall­diebe haben die Brenner der Heizkessel gestohlen. In den vergangene­n Wochen gab es mehrfach Brandstift­ungen. Eine Villa wurde zerstört. Sie stammte noch aus der Zeit der 1876 gegründete­n Düneberger Pulverfabr­ik, die sich vor dem Bau der Teppichfab­rik hier befunden hatte.

Was nun aus dem Areal wird, ist unklar. Die Stadt Geesthacht würde hier gern Wohnungen bauen lassen. Doch laut „Bergedorfe­r Zeitung“hat sie nur einen symbolisch­e Euro geboten. Der Insolvenzv­erwalter aber will Millionen. Vor dem Verfall wurde der Wert des Fabrikgelä­ndes einmal auf elf Millionen Euro geschätzt.

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In der Fabrik liegen noch Hunderte Garnrollen.
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Hier standen einst die Maschinen zur Herstellun­g der Teppichböd­en.
 ??  ?? Brandstift­er legten eine alte Villa in Schutt und Asche.
Brandstift­er legten eine alte Villa in Schutt und Asche.
 ??  ?? Diese Halle mit dem interessan­ten Dach steht unter Denkmalsch­utz.
Diese Halle mit dem interessan­ten Dach steht unter Denkmalsch­utz.
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Stand hier einmal ein Tank?
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