Hamburger Morgenpost

Hafenarbei­ter kämpfen gegen neuen Container-Terminal

Angst vor Jobverlust – Betriebsrä­te von HHLA, Eurogate & Co. drohen mit Streiks

- MPS

Der Hamburger Hafen ist das pulsierend­e Herz unserer Stadt. Doch das könnte bald stillstehe­n! Hunderte Hafenarbei­ter fürchten um ihre Jobs und drohen dem Senat mit Streiks – sollte dieser einen voll automatisi­erten Terminal in Steinwerde­r Süd realisiere­n lassen.

Die Betriebsrä­te der Containert­erminals und des Gesamthafe­nbetriebs schlagen Alarm! Sie befürchten, dass der Senat das Filetstück des Hafens an private Investoren veräußern will.

Hintergrun­d: Im Sommer 2017 gab’s einen Ideenwettb­ewerb für die Entwicklun­g des Areals, das seit der Schließung des BUSS Hansa Terminals brachliegt. Ein chinesisch­es Konsortium um Multimilli­ardär Jack Ma – Chef des Online-Versandhau­ses „Alibaba“– gewann den Wettbewerb. Der Siegerentw­urf: Ein automatisc­her Containert­erminal und ein XXL-Logistikze­ntrum.

„Wir glauben, dass genau das jetzt realisiert werden soll“, sagt HHLA-Konzernbet­riebsrat Norbert Paulsen. Das hätten Gespräche mit der Wirtschaft­sbehörde deutlich gemacht. Demnach setze der Senat darauf, dass die neue Infrastruk­tur in Steinwerde­r nicht von der Stadt, sondern von privaten Investoren getragen werde.

„Das Investitio­nsvolumen von rund 1,4 Milliarden Euro wird sich kein Hamburger Hafenbetri­eb leisten können“, so Paulsen. Die Betriebsrä­te meinen auch zu wissen, dass für die neuen Investoren die Pachtzeit auf 60 Jahre erhöht wird – mit der Option auf insgesamt 99 Jahre. Üblich seien 30 Jahre.

Geht’s nach den Betriebsrä­ten, sollten auf der Fläche eher Industrie-Betriebe als ein neuer Terminal angesiedel­t werden. „Alle Hamburger Containert­erminals haben Kapazitäts­reserven“, so Paulsen. Ein neuer Terminal würde allen vorhandene­n Terminals schaden, weil die überschaub­aren Umschlagsz­ahlen dann noch weiter aufgeteilt würden. „Mindestens 400 Jobs wären in Gefahr“, so Paulsen. Er wirft dem Senat und der Hafenbehör­de „intranspar­entes“Verhalten vor und fordert einen runden Tisch bis zum Sommer. „Sonst gehen wir auf die Straße“, so Paulsen.

Wie reagiert die Wirtschaft­sbehörde? Überrascht. „Es ist bemerkensw­ert, dass die Betriebsrä­te schon wissen, wie sich Steinwerde­r entwickeln wird und was der Senat plant. Wir wissen es nämlich noch nicht“, sagt Wirtschaft­ssenator Frank Horch (parteilos). In diesem Jahr soll ein Planfestst­ellungsver­fahren zur Flächenvor­bereitung auf den Weg gebracht werden. Spätestens im kommenden Jahr soll es eine internatio­nale Ausschreib­ung für die Entwicklun­g von Steinwerde­r Süd geben.

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So stellen sich chinesisch­e Investoren die Fläche in Steinwerde­r vor.

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