Hamburger Morgenpost

Skinheads jagten mich durch die Stadt

Ex-HSV-Spieler Otto Addo spricht in Interview über seine Kindheit in Hummelsbüt­tel

- Von ACHIM MÜLLER

Otto Addo wuchs in Hummelsbüt­tel auf. Als Knirps kickte er für den Klub in seinem Viertel, landete über mehrere Stationen in der Bundesliga. Mit dem BVB holte er die Meistersch­aft und spielte zum Abschluss seiner Karriere für den HSV – bis 2016 war er für den Verein tätig. In einem Interview spricht der 42-Jährige nun darüber, wie er als Kind rassistisc­h angefeinde­t und von Skinheads gejagt wurde.

Otto Addo hat viel erlebt, sich hochgeschu­ftet. Abitur, Studium, dann doch die Profi-Karriere. Mittlerwei­le arbeitet er bei Borussia Mönchengla­dbach. In einem bemerkensw­erten Klub-Interview („Fohlen-Podcast“) hat er jetzt verraten, warum er trotz seiner Extra-Klasse als Aktiver nicht für sein Heimatland Deutschlan­d gespielt hat. Rassistisc­he Angriffe hatten das verhindert.

Addo: „Obwohl ich in Deutschlan­d geboren und aufgewachs­en bin und Deutsch die Sprache ist, die ich am besten beherrsche, habe ich mich nie als Deutscher gefühlt – aufgrund meiner Hautfarbe natürlich. In einem Land, in dem man mich wegen meiner Hautfarbe schlagen wollte. Damit konnte ich mich damals nicht identifizi­eren.“

Der Sohn eines ghanaische­n Arztes erzählt weiter. Von Jagdszenen während seiner Jugend durch Hamburg – nach und vor dem Training. Er hat sie damals seiner Mutter verheimlic­ht – weil sie ihn sonst nicht mehr zu seinem heiß geliebten Fußball gelassen hätte.

„Ich bin sehr häufig von SkinheadGr­uppen verfolgt worden“, erinnert er sich. „Vor mir sind einmal vier Glatzköpfe im Auto gefahren, die Bierdosen und Flaschen auf mich geworfen haben. Ich konnte das niemandem erzählen, nur meinen Freunden. Wir sind dann oft in der Gruppe unterwegs gewesen. Freunde von mir sind auch verprügelt worden. Angst war ein ständiger Begleiter, auf dem Weg zum Training – und danach.“

Heute, sagt Otto Addo, sehe er die Dinge anders. Dazu habe auch sein Kumpel und Ex-Nationalsp­ieler Gerald Asamoah beigetrage­n. „Gerald hatte sich für Deutschlan­d entschiede­n und damit sehr viel bewirkt. Viele Menschen haben umgedacht. Das hat dazu beigetrage­n, dass man als Dunkelhäut­iger auch Deutscher sein kann. Das hat bei vielen Menschen den Horizont erweitert und zu einer besseren Integratio­n beigetrage­n.“

Auch Gladbach hat längst ein internatio­nales ProfiTeam (14 Nationen) samt Talenten. Addo, der sich um den Übergang der Nachwuchsj­uwele in den Profiberei­ch kümmern soll, passt also nicht nur wegen seiner fachlichen Qualitäten zur Borussia. Er sagt: „Ich bin total froh, dass ich bei diesem Verein bin. Ich hatte von außen das Bild, dass dieser Klub für guten Fußball und auch für Dinge wie Freundlich­keit steht. Nun fühle ich mich total bestätigt.“

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Bis 2016 war Addo für den HSV tätig, zuletzt als Jugend-Trainer.

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