Hamburger Morgenpost

Der Streit um Moorburg eskaliert

Hamburgs Umweltbehö­rde bezeichnet Energiekon­zern Vattenfall als „unseriös“

- MPS

Der Streit um Hamburgs Fernwärmen­etz wird bei Vattenfall zur Chef-Sache! Vorstand Tuomo Hatakka hat sich nun in den Zoff zwischen seinem Unternehme­n und dem Senat eingeklink­t – und deutlich gemacht, wer am längeren Hebel sitzt.

Die Ausführung­en des Europa-Chefs klangen anfangs noch versöhnlic­h. Sein Unternehme­n habe durchaus das Ziel, künftig auf fossile Energieträ­ger wie Kohle, Öl und Gas zu verzichten. Das gelte auch für die Produktion der Hamburger Fernwärme, so Hatakka. Der Eindruck, dass man mit Hamburg auf Konfrontat­ionskurs sei, sei falsch. Gemeinsam versuche man, eine „vernünftig­e einvernehm­liche Lösung“für den Ersatz des Heizkraftw­erks in Wedel, das 2021 vom Netz gehen soll, zu finden. Für Vattenfall bedeutet diese „einvernehm­liche Lösung“aber offensicht­lich das Durchsetze­n eigener Interessen – also den Anschluss des Kohlekraft­werks Moorburg ans Fernwärmen­etz. Das sei deutlich wirtschaft­licher, als neue Anlagen zur Wärmeerzeu­gung zu errichten. „Wir wollen Nachhaltig­keit mit Bezahlbark­eit kombiniere­n“, sagte Hatakka. Umweltsena­tor Jens Kerstan (Grüne) will jedoch den Anschluss von Moorburg verhindern, um unter anderem Hamburgs Klimaziele zu erreichen. Dazu soll das Fernwärmen­etz durch industriel­le Abwärme, Gas und Müllverbre­nnung gespeist werden. Kritiker – auch Vattenfall – behaupten jedoch, dass das zu einer Preisexplo­sion bei den Kunden führen würde. „Vattenfall betreibt mit aus unserer Sicht unseriösen und nicht nachvollzi­ehbaren Zahlen Angstmache“, wettert ein Sprecher der Umweltbehö­rde.

Frieden ist nicht in Sicht. Denn: Die Stadt soll bis Anfang 2019 das Fernwärmen­etz vollständi­g zurückkauf­en – für 950 Millionen Euro. So viel ist das Netz aber wohl nicht mehr wert. Vattenfall will dennoch den vollen Preis – weil der vertraglic­h zugesicher­t wurde.

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Das Kohlekraft­werk Moorburg ist das aktuelle Streit-Objekt von Vattenfall und dem Senat.
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Senator Kerstan (Grüne) will Moorburg nicht anschließe­n.
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Vattenfall-Chef Tuomo Hatakka fährt eine harte Linie.

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