Ex-Bürgermeister: „Wusste keine Details“
Sauerland als Zeuge vor Gericht
DÜSSELDORF – Viele Angehörige der Opfer der Loveparade-Katastrophe hätten ihn lieber auf der Anklagebank gesehen. Doch Duisburgs Ex-Oberbürgermeister erschien gestern nur als Zeuge zu dem Prozess in Düsseldorf. Und spielte das Spiel: „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“
Eigentlich bescheinigte der Ex-OB von Duisburg, Adolf Sauerland, sich selbst, der schlechteste Bürgermeister Deutschlands gewesen zu sein. Im Loveparade-Prozess gab der ehemalige Verwaltungschef der Ruhr-Metropole zu, nichts vom Genehmigungsverfahren zu der Mega-Veranstaltung in seiner eigenen Behörde mitbekommen zu haben. Oder wie es Opferangehörige Nuria Zapater aus Spanien wütend formulierte: „Der war offenbar nur Deko-Stück in seinem Büro.“
Gespannt hatten sie und ihr Mann Paco (sie verloren ihre Tochter bei dem Unglück) auf die Aussage des Mannes gewartet, den so viele gerne auf der Anklagebank gesehen hätten. Stattdessen spielte er gestern im Zeugenstand: „Mein Name ist Hase. Ich weiß von nichts.“
Oder wie er es sagte: „Die Zuständigkeit lag bei den Fachgremien. Im Detail habe ich am Genehmigungsverfahren nicht teilgenommen.“
Als klar war, dass Duisburg die Loveparade mit über einer Million Zuschauern bekommen wird, wurden Arbeitsgruppen gebildet. Verantwortlich an der Spitze sei der damalige Ordnungsdezernent gewesen. Der habe ihn auf dem Laufenden gehalten.
Oder auch nicht. Denn laut Ex-OB habe er erst nach dem Unglück davon erfahren, dass im Rahmen der Genehmigungen für die Sicherheitseinschätzung ein Gutachten eingeholt worden war. Selbst der Richter fand das merkwürdig. „Klein Erna würde sagen, dass sie das komisch findet, dass der OB nicht informiert wird.“
Die Bedenken des Polizeipräsidenten damals, der die Veranstaltung für undurchführbar hielt, habe er zur Kenntnis genommen „und an die Fachgremien weitergeleitet“Die erstaunte Frage: „Diese Bedenken hätten mich aber unruhig gemacht. Haben Sie da nicht nachgehakt?“Hat er nicht.
Seine merkwürdige bürokratische Erklärung: Die Erteilung der Genehmigung habe schließlich bewiesen, dass alle Probleme im Zusammenhang mit der Genehmigung am Ende geklärt worden sein müssen.
Doch da gibt es auch Post, die ihn offenbar nie erreicht hat. So bestätigte ein Polizist, dass der Polizeipräsident einen Brief an den obersten Verwaltungs-Chef geschickt habe. Adolf Sauerland will den nie gesehen haben. Zur Erklärung: „Nicht alle Post, auch die an mich persönlich, bekam ich zum Lesen. Vieles wurde an die Fachgremien weitergeleitet.“Und so verwundert es auch nicht, dass offenbar ohne Wissen des Chefs einer seiner direkten Mitarbeiter anregte, ein Gutachten wegen der Sicherheit in Auftrag zu geben. Paco Zapater: „Dieser Herr weiß von nichts. Alles waren die anderen. Er fühlt sich sicher, weil er nicht angeklagt ist.“Der Prozess wird fortgesetzt.