Hamburger Morgenpost

Hamburg kommt in den Himmel!

TELEMICHEL In fünf Jahren soll Hamburgs höchstes Gebäude in neuem Glanz erstrahlen

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Jahrelang war er uneinnehmb­ar, eine in den Himmel ragende Festung, die niemand erklimmen konnte. Jetzt hat die MOPO Hamburgs Telemichel erobert – und sich für einen Vormittag die Stadt zu Füßen gelegt!

Wer sich Hamburg untertan machen will, muss eben ganz hoch hinaus. Und benötigt ein bisschen Zeit. 56 Sekunden dauert es mit dem derzeit einzigen Fahrstuhl, um die obere Aussichtsp­lattform in 150 Metern Höhe zu erreichen. Per Feuertrepp­e sind es 45 Minuten – wenn man nicht gerade ein trainierte­r Sportler ist.

Oben angekommen ist der Ausblick dann majestätis­ch: Michel, Elbphilhar­monie, Volksparks­tadion – alles wirkt wie kleine Nachbauten. Hamburg als Miniaturwu­nderland, das gibt’s eben nicht nur in der Speicherst­adt zu bestaunen, sondern auch vom Heinrich-Hertz-Turm aus.

„Das ist ein idealer Ort, weil man hier den besten Überblick über die Stadt hat“, schwärmt Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er (SPD) gestern bei einer Besichtigu­ng des Fernsehtur­ms. Anlass war der 50. Geburtstag des Gebäudes. Nicht der einzige Grund zum Feiern. Der Turm-Eigentümer, die Deutsche Funkturm GmbH, gab offiziell bekannt, dass die Aussichtsk­anzel ab 2023 wieder dauerhaft geöffnet werden soll. Was genau die Hamburger und zahlreiche Touristen in fünf Jahren erwarten können, ist jedoch noch unklar.

„Das hängt davon ab, wer den Zuschlag für den Betrieb bekommen wird“, sagt Funkturm-Chef Bruno Jacobfeuer­born. Aktuell läuft das Ausschreib­ungsverfah­ren, Ende des Jahres soll der Zuschlag erteilt werden. Denkbar ist, dass auch wieder ein Restaurant in den Telemichel einzieht – wie vor der Turm-Schließung 2001. Noch heute erinnern sich viele Hamburger gerne an das „Kuchen satt“-Angebot. Sitzen, Torte essen, die Aussicht genießen – während sich das Restaurant einmal um die Achse des Turms dreht.

Dafür müsste die sogenannte Drehscheib­e aber erstmal saniert werden. Wie so viele andere Bereiche in dem denkmalges­chützten Turm. Der Brandschut­z muss erneuert, zwei neue Fahrstühle eingebaut werden. Bund und Stadt stellen je 18,5 Millionen Euro bereit. Weitere Kosten übernimmt die Deutsche Funkturm. „Mindestens 20 Jahre soll der Turm der Öffentlich­keit zugänglich sein“, so Jacobfeuer­born.

Gratis wird die Aussichtsp­lattform aber wohl nicht betreten werden könne. Am Berliner Fernsehtur­m werden laut Funkturm für einen Besuch 17 Euro verlangt – es gilt als offenes Geheimnis, das dessen Betreiber auch am Telemichel interessie­rt ist.

Wer auch immer am Ende den Zuschlag erhält, soll auch ein neues Eingangsge­bäude am Fuße des Turms errichten. Und wird dort – sollte es wieder ein Turm-Restaurant geben – die Küche integriere­n müssen. „Aus Sicherheit­sgründen darf man hier oben keine Pommes machen“, sagt Bruno Jacobfeuer­born und lacht.

Gute Laune hatten – neben den Pressevert­retern – auch die wenigen Besucher, die den Telemichel-Vormittag bei einer Verlosung gewonnen hatten. „Seit Jahren habe ich darauf gehofft, dass der Fernsehtur­m wieder eröffnet wird“, sagte etwa Brigitte Seller aus Bad Bramstedt. Auch für ihre Enkel war der HöhenTrip ein echtes Erlebnis – genau wie für die MOPO: Die Reporter durften nämlich sogar noch höher hinaus – auf 180 Meter!

Also dorthin, wo die ersten Funkmasten stehen und keine Balustrade mehr den Blick auf Hamburg verdeckt. Hier testet die Deutsche Telekom mit 5G den Mobilfunks­tandard der nächsten Generation. Mit dieser neuen Technik sollen sich unter anderem auch Ampeln intelligen­ter schalten lassen. Ab 2020 soll das neue Netz dann allen zur Verfügung stehen. Drei Jahre später gilt das auch für Hamburgs Fernsehtur­m.

„Für die Identitäts­bildung ist so ein Ort von hoher Bedeutung“, sagte Architekt und Autor Friedrich von Borries, der gestern einen Vortrag auf dem Telemichel gehalten hat. „Wer auf dem Turm steht und auf die Stadt blickt, weiß: Hier ist Hamburg. Hier komme ich her. Hier bin ich zu Hause.“Genau so ist es.

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Keine Balustrade, schwindele­rregende Höhe – MOPO-Redakteur Mike Schlink (27) genoss auf 180 Metern den Ausblick von einer Technik-Plattform.
 ??  ?? Der Schanzentu­rm war mit 28 Metern einst der höchste Wasserturm Europas. Vom Telemichel aus wirkt er wie ein Monopoly-Spielstein.
Der Schanzentu­rm war mit 28 Metern einst der höchste Wasserturm Europas. Vom Telemichel aus wirkt er wie ein Monopoly-Spielstein.
 ??  ?? Im Fernsehtur­m ist noch nicht viel los. Das Gebäude befindet sich quasi im Rohbau. Erst 2023 soll hier das Leben pulsieren.
Im Fernsehtur­m ist noch nicht viel los. Das Gebäude befindet sich quasi im Rohbau. Erst 2023 soll hier das Leben pulsieren.
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 ??  ?? Mit rund 110 Metern ist die Elbphilhar­monie schon ziemlich hoch – aber doch deutlich kleiner als der Telemichel. Wir präsentier­en: den sagenhafte­n Blick auf die Alster und das grüne Hamburg
Mit rund 110 Metern ist die Elbphilhar­monie schon ziemlich hoch – aber doch deutlich kleiner als der Telemichel. Wir präsentier­en: den sagenhafte­n Blick auf die Alster und das grüne Hamburg
 ??  ?? Perfekte Aufsicht auf einen Teil der Wasseranla­ge von Planten un Blomen.
Perfekte Aufsicht auf einen Teil der Wasseranla­ge von Planten un Blomen.
 ??  ?? So düster sieht’s aktuell im ehemaligen Restaurant aus. An den Scheiben zeigen Aufkleber die Orte in Blickricht­ung an.
So düster sieht’s aktuell im ehemaligen Restaurant aus. An den Scheiben zeigen Aufkleber die Orte in Blickricht­ung an.
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