Netzer: „HSV in der 2. Liga? Ei Horror-Vorstellug! “
Der Ex-Manager zittert „mit viel Herzblut“mit dem Liga-Urgestein. Sonderlob für Coach Titz
Günter Netzer ist eine Ikone des deutschen Fußballs. Ob als Spieler, Manager, TV-Experte oder Rechtehändler – der gebürtige Gladbacher spielte immer in der ersten Liga. Von 1978 bis 1986 war der Wahl-Schweizer als Manager beim HSV tätig. Seine Amtszeit war mit drei Meisterschaften und dem Gewinn des Europapokals 1983 die erfolgreichste Zeit des Vereins. Exklusiv in der MOPO spricht der 73-Jährige über die nervenaufreibende Situation bei seinem Ex-Klub.
Der sportliche Verfall in Hamburg lässt auch Günter Netzer nicht kalt. Mit Wehmut blickt der Weltmeister von 1974 zurück an die Elbe. Unter seiner Regie hatte der HSV die beste Zeit seines Bestehens. Doch seit Jahren geht es im Volkspark nur noch abwärts.
Dass sein früherer Klub gegen Frankfurt noch die Chance hat, sich gegen den drohenden Abstieg zu wehren, hängt für Netzer vor allem mit der Arbeit von Trainer Christian Titz zusammen.
„Vor Wochen hat nichts dafür gesprochen, dass der HSV zu diesem Zeitpunkt nochmal die Chance auf den Klassenerhalt haben würde“, sagt der 73-Jährige im Gespräch mit der MOPO und fügt an: „Aber der neue Trainer macht auf mich einen guten Eindruck. Er erreicht die Mannschaft. Die ist auf jeden Fall besser geworden. Man muss sich natürlich fragen, ob er nicht vielleicht zu spät gekommen ist.“
Sonderlob für den TrainerNeuling. Titz hat dem Dino neues Leben eingehaucht, davon ist auch Netzers Freund und HSV-Legende Uwe Seeler (81) überzeugt: „Am neuen Mut, Fußball zu spielen, hat der Trainer einen gewichtigen Anteil.“
Ob es für die Rettung reichen wird? Die Wahrheit wird heute auf dem Platz liegen. Ohne einen Sieg gehen die Chancen auf das Wunder gegen Null. Doch auch bei Netzer stirbt die Hoffnung zuletzt. Die einstige Manager-Größe sagt: „Wenn ich diese Hoffnung ausdrücke, dann ist da natürlich ganz viel Herzblut dabei. Ich tippe auf ein 1:1 in Frankfurt. Aber eigentlich müsste der HSV zweimal gewinnen. In dieser Situation darf man sich auf niemanden verlassen.“
Ein möglicher Abstieg wäre für den ehemaligen Edeltechniker eine Katastrophe. „Dass der HSV in die 2. Liga absteigen könnte, ist eine Horror-Vorstellung, eine Horror-Vision. Es hat ja auch schon andere Traditionsklubs erwischt, die von der Bildfläche verschwunden sind. Am liebsten würde ich mich aber erst mit diesem Thema befassen, wenn’s passiert ist.“
Und für den Fall der Fälle will Netzer „seinem“HSV die Treue halten: „Ich würde trotzdem nach Hamburg kommen und Präsenz zeigen. Es ist immer leicht, Siege und Erfolge mitzufeiern.“
Ein möglicher Wiederaufstieg sei laut des Experten dabei allerdings kein Selbstgänger. „Geschieht es tatsächlich, dann müssen schnell die Weichen gestellt werden, damit man sofort wieder aufsteigen kann. Dann ist es nur ein Betriebsunfall. Aber die schnelle Rückkehr ist schwierig, das darf man sich nicht zu leicht vorstellen.“