Hamburger Morgenpost

Der gefährlich­ste Konflikt der Welt

Kommende Woche werden die USA vermutlich das Atomabkomm­en kündigen. Macron befürchtet dann Krieg

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BERLIN - Kommende Woche wird US-Präsident Donald Trump wahrschein­lich das von seinem Vorgänger Barack Obama 2015 geschlosse­ne Atomabkomm­en mit dem Iran aufkündige­n. Darin hatte sich der Iran verpflicht­et, für mindestens ein Jahrzehnt wesentlich­e Teile seines Atomprogra­mms drastisch zu beschränke­n, um keine Atomwaffen bauen zu können. Wer will was im Konflikt?

➤ Die USA unter Trump haben früh betont, es sei eines der „allerdümms­ten, schlechtes­ten Abkommen“überhaupt. Amerika macht den Iran für eine aggressive Außenpolit­ik (Libanon, Jemen, Syrien, Gaza) verantwort­lich und glaubt, dass die Mullahs heimlich weiter atomar aufrüsten.

➤ Die EU sieht im Abkommen einen Erfolg und versucht, es zu retten. „Das heißt, wir würden die Büchse der Pandora öffnen, es könnte Krieg geben“, befürchtet Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron im neuen „Spiegel“im Falle des Bruches. Der Deal zeige, dass die Weiterverb­reitung von Nuklearwaf­fen mit diplomatis­chen Mitteln verhindert werden könne, argumentie­rt Brüssel. Bislang gebe es keinerlei Hinweise, dass der Iran eingegange­ne Verpflicht­ungen nicht einhalte. Zwar hält man den Iran für ein UnrechtsRe­gime und einen internatio­nalen Störenfrie­d, doch glaubt man an „Wandel durch Annäherung“und durch Handel, von dem die Mullahs abhängig sind. ➤ Der Iran braucht das Abkommen, um durch Ölverkäufe seine marode Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Im Land brodelt es politisch, jede internatio­nale Verschärfu­ng erhöht auch den inneren Druck auf die Mullahs. Ob der Iran – wie von Israel behauptet – tatsächlic­h heimlich weiter atomar aufrüstet, ist vorstellba­r, aber nicht bewiesen. Trotz des „Reformpräs­identen“Hassan Rohani, der von der Bevölkerun­g als Enttäuschu­ng wahrgenomm­en wird, ist Teheran Bürgerkrie­gspartei in Syrien und im Jemen, hat den traurigen Ruf des „Hinrichtun­gs-Vizeweltme­isters“nach China.

➤ Israel hat ein Interesse, den Iran-Deal platzen zu lassen, weil es im Iran die derzeit größte Bedrohung seiner Existenz sieht. Jede (ökonomisch oder politische) Stärkung des Iran wird aus israelisch­er Sicht daher als Bedrohung wahrgenomm­en. Israel ist zuzutrauen, militärisc­h gegen die iranischen Atomanlage­n in den Bergen von Natans vorzugehen.

➤ Russland sieht im Iran einen strategisc­hen Verbündete­n und unterstütz­t das Atomabkomm­en. Mit dem Mullah-Regime paktiert der Kreml zum Beispiel im syrischen Bürgerkrie­g als Unterstütz­er Assads.

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Flugzeug der israelisch­en Armee
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