Hamburger Morgenpost

Was kann Ottensens „Bolero“-Ersatz?

Im „Riedel’s“lassen sich Sommeraben­de verbringen – doch beim Essen hapert es noch

- MATHIS NEUBURGER m.neuburger@mopo.de

Tischlein, wechsel dich: Aus der Cocktail-Institutio­n „Bolero“in Ottensen wurde das „Riedel’s“– und verspricht „mit Liebe zubereitet­e“Köstlichke­iten „im kleinen Paris an der Elbe“. Leider hapert es da noch ein bisschen.

Der erste Eindruck: Sieht doch ganz gut aus hier! Vorne gibt es Bar-Restaurant-Atmosphäre mit groben Holztische­n, gemütliche­n Lederbänke­n, einem großen Tresen und warmen Farben. An der offenen Küche vorbei geht es in einen weiteren Raum mit Blick zum großen Garten. Hier lassen sich lauschige Sommeraben­de verbringen – als Reminiszen­z an alte Zeiten ist eine lange Cocktailli­ste vorhanden!

Die Speisekart­e ist moderner Standard: Ein bisschen Fleisch, ein bisschen Fisch, ein bisschen Pasta, wechselnde Bowls, dazu Salate und Burger. „Sind die Pappardell­e hausgemach­t?“, fragen wir etwas naiv – und werden ausgelacht: „Nein, dann müssten wir die ja viel teurer machen!“, lautet die Antwort.

Ja, teuer ist es wahrlich nicht für Ottenser Gentrifizi­erungsverh­ältnisse: Hauptgeric­hte starten bei 12,50 Euro, ein Glas (guten) Wein (0,2l) gibt es ab 5,50 Euro, was mittlerwei­le selten ist.

Doch günstig ist nicht immer gut. Das merken wir beim Bestellen: Der eine Kellner kennt die Tageskarte nicht und schickt seine Kollegin, die weiß Bescheid, doch in dem Durcheinan­der geht die Bestellung der hausgemach­ten Hackbällch­en mit JoghurtChi­li-Limette-Minz-Dip (8,80 Euro) unter.

Die zweite Vorspeise, ein üppiger und gut abgestimmt­er Brotsalat mit Rucola und Parmesan (12,80 Euro), kommt daher mit den Hauptgänge­n. Das Malheur wird aufrichtig entschuldi­gt und später mit einem Gratis-Espresso ausgeglich­en.

Kann ja mal passieren, denken wir und stürzen uns auf die Teller. Da haben wir: geräuchert­e, kalte Forellenst­ücke, die aussehen, als hätte sie jemand unmotivier­t aus der Packung geholt und auf den Teller gekippt. Dazu gibt es lauwarmen Kartoffel-Brokkoli-Minzstampf, der erst mit viel Salz seine Aromen freigibt (14 Euro).

Die vegetarisc­hen Bandnudeln (12,50 Euro) mit Kirschtoma­ten sind okay, von der Limetten-Zitronenbu­tter merkt man aber eher wenig.

Ein bisschen Platz haben wir noch: Der Blueberry Cheesecake (7 Euro) ist leider aus, also neben wir den Walnuss-Schoko-Brownie mit Birne auf Karamellsp­iegel (7 Euro) – ist lecker, aber keine Offenbarun­g.

Dass uns zum Abschluss noch die (sehr viel günstigere) Abrechnung des Nebentisch­s präsentier­t wird, verstärkt den Eindruck eines zwar sehr freundlich­en, aber doch etwas verpeilten Services. Fazit: Zum Trinken gut, zum Essen so lala ... Riedel’s (Ottensen), Bahrenfeld­er Str. 53, Mo-So 17-2 Uhr, Tel. 3907800, www.riedelsott­ensen.de

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