Beim Carsharing ist Zeit nicht immer Geld
Je nachdem, wo man mit dem Auto unterwegs ist, sind unterschiedliche Abrechnungsmodelle sinnvoll
Aufbau der Karte sowie für die natürliche Sprachsteuerung. Damit das System regelmäßig aktualisiert wird, werden Updates wie bei einem Smartphone automatisch eingespielt.
Noch ist nicht klar, wie Autofahrer auf die Sprachsteuerung reagieren. Deshalb lässt sich das System von Mercedes über Lenkrad, Monitor und Trackpad in der Mittelkonsole bedienen. „Für jeden von uns ist die Bedienung über Sprache aber schon eine natürliche Bedienungshilfe, die weiter zunehmen wird“, sagt Khan. Über „Hey Mercedes“und einen freien Dialog lässt sich die neue MercedesBenz User Experience (MBUX) steuern, ähnlich wie bei Apples Siri, Amazons Alexa oder Google Home.
Beim neuen chinesischen Hersteller Byton besteht das Cockpit einer Studie aus einem 1,25 Meter breiten und 25 Zentimeter hohen Monitor. Es lässt sich per Berührung, aber auch über Gesten, Gesichtserkennung und die Stimme bedienen. Ein zusätzlicher Tablet-Computer in der Mitte des Lenkrads gibt Infos über Geschwindigkeit und Zustand des Autos. „Der Monitor lässt sich individuell bespielen und in drei Bereiche einteilen“, sagt Henrik Wenders von Byton. Videofilme, Navi-Infos oder ein Gesundheitsprogramm erscheinen im Display. Bytons Kombination von Elektroauto und Computer soll 2019 auf den chinesischen Markt kommen, Ende 2020 auch in Deutschland.
Zulieferer wie Continental, Bosch, Faurecia, Valeo oder ZF entwickeln eigene Systeme. Bosch setzt auf zwei digitale Cockpits, die sich per Berührung oder Sprache steuern lassen. Der Touchscreen hat eine haptische Rückmeldung, 3DElemente am Displayrand lassen sich wie Schieberegler bedienen, Knöpfe werden so überflüssig. Continental bietet künftig Systeme mit dreidimensional verformtem Touchdisplay.
ZF plant mit dem Concept 2020 ein digitales Cockpit mit wenig Knöpfen. Ein 12-Zoll-Monitor stellt alle Infos bereit. In einem Selbstdiagnoseprogramm zeigt eine 3D-Grafik, wo das Auto defekt ist. Eine Anzeige ähnlich dem künstlichen Horizont bei Flugzeugen erfasst den Status aller Assistenzsysteme. „Der Fokus liegt in der Vereinfachung der Darstellung. Die visuelle Kommunikation zum Fahrer soll so intuitiv wie möglich sein“, sagt Uwe Class, Leiter integrierte Fahrzeugsicherheit in der Vorentwicklung bei ZF. Die Befehlseingabe könnte aber auch bei einem Serieneinsatz neben der manuellen Bedienung zusätzlich über Sprachsteuerung erfolgen.
Ganz werden Autofahrer aber auf Displays nicht verzichten müssen. Nazareth schätzt, dass Hersteller Sprache und Touchscreen kombiniert einsetzen werden. Gestensteuerung hält er dafür für unnatürlich. Und für kontinuierliche Werte wie Drehzahl oder Tempo bräuchten Autos eine visuelle Darstellung. „Kein Autofahrer will dauernd per Sprache die Infos erhalten.“Dafür sei die Sprachsteuerung bei Ereignissen wie Glatteis oder dem Erreichen der Tankreserve sinnvoll.
Ob sich Autofahrer daran gewöhnen, weiß derzeit noch keiner der Experten. Vielleicht ist die Technik noch ihrer Zeit weit voraus. So wie der Trommeltacho des Citroën CX vor rund 40 Jahren. Die Arten der Abrechnung sind beim Carsharing verschieden. Für den Kunden lohnt sich eine Überprüfung. Denn wenn er in der Stadt unterwegs ist, zahlt er mit einer Minuten-Abrechnung womöglich zu viel. Für den Stadtfahrer könnte die Bezahlung für gefahrene Kilometer günstiger sein.
Als erster Schritt sollten die eigenen Bedürfnisse klar definiert sein, rät der TÜV Rheinland: Wie oft, wofür und zu welchen Zeiten wird ein Auto benötigt? Wird es für kurze oder lange Strecken gebraucht? Wird es auf Landstraßen, Autobahnen oder in der Stadt benutzt? Ist Carsharing nur in der heimischen Region interessant? Oder ist ein überregionaler Anbieter, beispielsweise für Geschäfts- und Urlaubsreisen, sinnvoll? Je klarer die Bedürfnisse formuliert werden, desto einfacher fällt die Wahl des Vertragsmodells.
Beispielsweise wäre ein kilometerbasiertes Abrechnungssystem einem zeitlichen vorzuziehen, wenn feststeht, dass das Fahrzeug zumeist während der Hauptverkehrszeiten im Stadtverkehr genutzt werden soll, erklären die Experten. Umgekehrt verhalte es sich, wenn das Auto häufig zu weniger verkehrsträchtigen Zeiten für längere Autobahnfahrten genutzt werde. Nur eines von wirklich zahlreichen Entscheidungskriterien.
„Beim Carsharing empfiehlt es sich, eine detaillierte KostenNutzen-Rechnung aufzustellen. Eine gründliche Recherche zahlt sich in der Regel aus“, sagt Steffen Mißbach, Kfz-Experte bei TÜV Rheinland. Generell sei Carsharing besonders für Personen interessant, die nicht auf die sofortige Verfügbarkeit eines Fahrzeugs angewiesen sind.
Denn ein wenig Vorausplanung, gegebenenfalls auch eine Reservierung, ist bei jedem Anbieter nötig. Dem gegenüber stehen aber jede Menge Vorteile, die das Carsharing mit sich bringt: keine Steuern, keine Versicherung, keine Reparaturen, keine Wartungen sowie keinerlei Ausgaben für einen Stellplatz.