Robin Williams: Abgründe eines Clowns
So litt der Schauspieler die letzten Monate vor seinem Tod
LOS ANGELES - Er weinte vor Frust, weil er sogar seinen Humor vergaß. Die letzten Monate im Leben von Robin Williams waren eine unmenschliche Tortur für ihn. In der neuen Biografie „Robin“lässt Autor Dave Itzkoff Freunde, Mitarbeiter und Witwe Susan zu Wort kommen.
Laut Williams’ dritter Ehefrau Susan Schneider kamen die ersten Symptome der „Lewy-KörperchenDemenz“2013 zum Vorschein: „Er klagte über Verdauungsprobleme, hatte Schwierigkeiten beim Urinieren und Geruchsverlust. Dann entwickelte er noch ein chronisches Zittern in der linken Hand.“
Williams verlor an Gewicht und seine sonst so tiefe Stimme wurde dünner. Am Set von „Nachts im Museum“erlitt er 2014 gleich mehrere Panikattacken. Ihm wurde ein antipsychotisches Medikament verschrieben. Sein bester Freund Billy Crystal war geschockt, als er Williams nach vier Monaten wieder zum Essen traf: „Er war niedergeschlagen und gebrechlich geworden. Als ich mich nach unserem Dinner verabschiedete, ist er in Tränen ausgebrochen. Ich wollte wissen, was los ist. Er sagte nur: ,Ich hab dich einfach schon so lange nicht mehr gesehen und hab dich so lieb.‘“
Im Mai 2014 bekam Williams die Diagnose Parkinson'sche Krankheit. Er verriet es nur seinem engsten Kreis. Darunter Crystal: „Ich habe Robin noch nie so voll von Furcht erlebt. Er war der mutigste Komiker, den ich je getroffen habe. Doch vor mir stand ein völlig verängstigter Mann.“
Williams ahnte, dass ihm die Zeit davonlief. Er versuchte mit einem Aufenthalt im Dan Anderson Renewal Center, einer RehaKlinik in Minnesota, seine Angst vor seinem Leiden in den Griff zu bekommen. Vergeblich. Susan Schneider: „Er konnte oft nicht mehr die richtigen Worte in Gesprächen finden. Seine visuelle Aufnahmefähigkeit nahm ab und er wurde immer frustrierter. Er hat sich die ganze Nacht nur im Bett gewälzt. Dann verlor er seinen Sinn für Logik, war nur noch verwirrt.“
Am 11. August 2014 wachte Schneider morgens auf und entdeckte, dass Williams in der Nacht nicht ins Bett gekommen war. Sie und Assistentin Rebecca Spencer fanden den 63-Jährigen tot in seinem Arbeitszimmer. Er hatte Selbstmord begangen.
Für Crystal ist es nachvollziehbar, wie schwer Williams darunter litt, dass sein brillanter Verstand regelrecht zerfiel: „Ich versuche mich an seine Stelle zu versetzen. Wenn man überlegt, mit welcher Geschwindigkeit seine Comedy aus ihm heraussprudelte. Die gleiche Geschwindigkeit hatte sein innerer Terror. Ich könnte mir nicht vorstellen, so zu leben.“