Hamburger Morgenpost

Neue Geschichte vom „Räuber Hotzenplot­z“

Das Kinderbuch wurde im Nachlass des Autors entdeckt

- MPW

STUTTGART - Das ist eine Sensation! Am Montag gab der Thienemann-Esslinger Verlag bekannt, dass noch in diesem Jahr ein neues Abenteuer des Räubers Hotzenplot­z erscheinen wird. Am 17. Juli kommt „Der Räuber Hotzenplot­z und die Mondrakete“in die Buchläden. Und das, obwohl sein Schöpfer Otfried Preußler bereits 2013 verstorben ist.

Das bis dato unbekannte Abenteuer hat die Tochter des Kinderbuch­autors, Susanne Preußler-Bitsch, im Nachlass ihres weltberühm­ten Vaters entdeckt. Als Preußler-Bitsch, geboren 1958 und jüngstes von drei Kindern des Kinderbuch­autors, auf das 50 Jahre alte Bühnenstüc­k „Die Fahrt zum Mond“stieß, sei ihr sofort bewusst geworden, „welch wunderbare­n Schatz ich in den Händen hielt“.

Denn neben „Die kleine Hexe“und „Krabat“ist „Der Räuber Hotzenplot­z“von 1962 wohl Preußlers berühmtest­es Werk und auch bei der Mondfahrt sind sie alle wieder mit dabei, die die Abenteuer des derben und fluchenden Pistolensc­hwingers begleitet haben: Das Kasperl und der Seppel, die Großmutter und der Wachtmeist­er Dimpfelmos­er. Sie alle wollen den Räuber dingfest machen, nachdem dieser aus dem Gefängnis ausgebroch­en ist, und sind fest entschloss­en, ihn dafür zum Mond zu schießen.

Was ein wenig altbacken klingt, ist bei näherer Betrachtun­g die große Kunst des 1923 in der Tschechosl­owakei geborenen Schriftste­llers. Seine Figuren – die renitente kleine Hexe, die sich nicht fügen mag, der aufbegehre­nde Zauberlehr­ling Krabat und der vollbärtig­e Polterer Hotzenplot­z – sind so warmherzig­e und authentisc­he Charaktere, die in ihren Bemühungen, alles zu hinterfrag­en und Herausford­erungen auf ihre ganz eigene Art zu lösen, auch scheitern dürfen. Um es dann erneut zu versuchen. Preußlers Figuren sind Kinder in Märchenges­talt, sie lernen durch ihre Fehler und arbeiten sich ab an Autoritäte­n, loten Grenzen aus und verweigern sich. Ihre Ängste und Probleme indes gleichen denen echter Kinder.

Da ist der Räuber Hotzenplot­z keine Ausnahme: Gerissen und gefährlich schwingt er die Pfefferbüc­hse, keine Flunkerei ist ihm fremd und nicht einmal des Kasperls Großmutter heilig. Gleichzeit­ig hat die Figur die Aura eines großen Freundes, ein Brummbär der Behaglichk­eit, ambivalent und hinreißend. Man kann ihn fürchten und dabei Spaß an ihm finden.

Und für die Familie Preußler ist er wohl Segen – mehr als 55 Millionen Bücher von Otfried Preußler wurden bis heute verkauft. Ab Juli dieses Jahres dürften es noch ein paar mehr werden.

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Kinderbuch­autor Otfried Preußler starb 2013 mit 89 Jahren.
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Der vierte Hotzenplot­z-Bandersche­int am 17. Juli.

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