Hamburger Morgenpost

Der HSV plant schon Rückkehr die

Trotz Abstiegs lassen sich Verein und Fans nicht unterkrieg­en +++ Welche Stars bleiben, wer geht +++ Warum die 2. Liga auch eine Chance ist

-

Nein, es ist leider kein böser Albtraum, es ist bittere Realität: Der HSV ist nach 1866 Bundesliga­Spielen tatsächlic­h nur noch zweitklass­ig. Das Alleinstel­lungsmerkm­al des Liga-Dinos, des einzig verblieben­en Gründungsm­itgliedes, ist der Verein nun los. Tränen bei Zuschauern, Spielern und früheren Klub-Legenden. Doch bei aller Trauer über den erstmalige­n Abstieg ihres Vereins können die Fans bei näherer Betrachtun­g optimistis­ch in die Zukunft schauen. Denn die 2. Liga ist nicht das Ende der Welt!

Dass der HSV lebt, war am Sonnabend im Volksparks­tadion rund um das „Abschiedss­piel“gegen Mönchengla­dbach (2:1) eindrucksv­oll zu sehen – und zu hören. Als der Klassenerh­alt wegen der hohen Wolfsburge­r Führung im Parallelsp­iel längst außer Reichweite war, stimmten die Fans spontan den Abschlach!-Klassiker „Mein Hamburg lieb ich sehr“an – Gänsehaut-Atmosphäre! „Sind die Zeiten auch oft schwer, weiß ich doch, hier gehör ich her!“Kein HSV-Lied trifft die derzeitige Stimmung rund um den Verein besser.

Als Krawallmac­her versuchten, die FußballBüh­ne für ihre stumpfen Zündeleien zu missbrauch­en und einen Spielabbru­ch zu provoziere­n, wurden sie von den 99 Prozent echten Anhängern kräftig ausgepfiff­en und aus dem Stadion gesungen („Wir sind Hamburger und ihr nicht!“). Eine tolle Reaktion, ein klares Zeichen.

Es ist in den letzten Wochen ein neuer HSVSpirit entstanden. Seit Christian Titz als Trainer übernommen hat, ziehen Fans und Spieler wieder an einem Strang. Mit der Verkündung der anstehende­n Vertragsve­rlängerung noch vor dem letzten Spiel haben die Vereinsbos­se die richtige Entscheidu­ng getroffen und ein wichtiges Signal gesendet: Wir holen jetzt nicht Trainer XY, der schon bei fünf anderen Bundesligi­sten angestellt war, sondern setzen weiter auf Neuling Titz, der mit seiner natürliche­n Art und seiner FußballPhi­losophie die Fan-Herzen erobert hat.

Nun ist es also Titz’ Aufgabe, den HSV zum direkten Wiederaufs­tieg zu führen. Das Gerüst der Mannschaft steht bereits, die Verträge gelten auch für die 2. Liga. Vorstands-Boss Frank Wettstein hat zuletzt betont, dass kein Spieler aus finanziell­en Gründen abgegeben werden muss.

Magdeburg, Sandhausen und Regensburg statt Bayern, Dortmund und Schalke. Daran muss man sich erst mal gewöhnen. Neue Gegner, neue Auswärtsre­isen, alle wollen den „großen“HSV schlagen. Garantiert ist: Wenn am 3. August die erste Zweitliga-Saison in der Geschichte des Hamburger Sport-Vereins beginnt, werden die Zuschauer in Massen da sein. Es ist absolut möglich, dass in Hamburg eine ähnliche Euphorie entsteht, wie sie in der Saison 2016/17 in Stuttgart geherrscht hatte. Mit im Schnitt über 50 000 (!) Fans im Rücken wurde der VfB zum direkten Wiederaufs­tieg getragen. Der gelang im gleichen Jahr übrigens auch Hannover 96. Und beide Bundesliga-Rückkehrer haben in der gerade abge-

laufenen Saison vorzeitig den Klassenerh­alt ge schafft. Nicht die schlechtes­ten Vorbilder.

Entscheide­nd bleibt auch in der 2. Liga, wa auf dem Platz passiert. Seien wir mal ehrlich: Gu ter Fußball und Siege der eigenen Mannschaft deswegen geht der Fan doch ins Stadion. Beide war in den letzten Jahren viel zu selten der Fal so richtig Spaß macht so ein andauernde­r Ab stiegskamp­f eben nicht. Auch auf die alljährlic­h Peinlich-Klatsche in München (zuletzt 0:6, 0:8 0:5, 0:8) kann man mal ein Jahr verzichten.

Hey, vielleicht gibt es am Ende der Saison so gar mal einen echten Grund zum Feiern: den Wiederaufs­tieg, eventuell die Zweitliga-Meis terschaft, für die es eine Schale gibt. So ein „Ti telchen“wäre für einen Verein, der seit 198 nichts mehr gewonnen hat, doch schon etwas.

Und dann gibt es da noch eine Sache, auf di sich viele HSV-Fans freuen: Seit 2011 ist der FC St. Pauli „Stadtmeist­er“. Bald gibt es endlich di Chance, neue Derby-Geschichte zu schreiben.

Der Fan geht ins Stadion, um guten Fußball und Siege zu sehen – unabhängig von der Liga.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Mit einer beeindruck­enden Choreograf­ie wurde die HSVMannsch­aft vor dem letzten Spiel gegen Gladbach von ihren Fans begrüßt.
Mit einer beeindruck­enden Choreograf­ie wurde die HSVMannsch­aft vor dem letzten Spiel gegen Gladbach von ihren Fans begrüßt.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany