Hamburger Morgenpost

Ciao Italia!

Die Rassisten von der Lega Nord und die Chaostrupp­e „Fünf Sterne“planen eine Anti-Europa-Regierung. Und jetzt kehrt auch noch Berlusconi als Gefahr zurück

- RD

ROM - So werden Märtyrer gemacht: „Fünf Jahre Leidensweg“attestiert­e Italiens konservati­ve Forza Italia ihrem Parteichef Silvio Berlusconi. Dem hatte ein Gericht „wegen guter Führung“ein Jahr einer Sperre erlassen: Der wegen Steuerbetr­ugs vorbestraf­te Politiker darf wieder Ämter übernehmen. Die laufende Regierungs­bildung in Italien wird dadurch kaum einfacher: Die rechte Lega Nord und die Chaotentru­ppe „Fünf Sterne“wollen koalieren. Party der Populisten: „Bella Italia“war dem Abgrund noch nie so nahe. Für Luigi Di Maio und Matteo Salvini kam die Berlusconi-Nachricht zur Unzeit: Unter Hochdruck basteln die Vorsitzend­en der „Fünf Sterne“und „Lega Nord“an einer Koalition.

Längst sind alle Fristen abgelaufen: Die Wahlen am 4. März endeten mit einem Patt, seither präsentier­ten sich Italiens Politiker als eitle Gockel. So brüstet sich Matteo Renzi damit, ein Mitte-Links-Bündnis seiner Sozialdemo­kraten mit den „Fünf Sternen“sabotiert zu haben – er wäre selbst nicht Regierungs­chef geworden.

Erst als Staatspräs­ident Sergio Mattarella mit einer Technokrat­en-Regierung drohte, kam Leben in die Sache: Berlusconi gab seinen Partnern von der Lega Nord grünes Licht für eine Koalition ohne seine Beteiligun­g. Denn der Ex-Premier ist für die „Fünf Sterne“der Inbegriff korrupter Politik.

Bahn frei also für eine Regierung, bei der es nicht nur den Nachbarn in Europa gruselt: Zu den wenigen Dingen, die „Fünf Sterne“und die Lega Nord teilen, gehört nämlich ihre Wut auf die EU. Ansonsten ist die Koalition bizarr: die „Fünf Sterne“ticken eher grün-liberal, die Lega Nord punktet mit Hass-Tiraden auf alles Fremde.

Ihre Parteiprog­ramme unter einen Hut zu kriegen, dürfte teuer werden: So verspricht die Lega Nord Steuersenk­ungen für alle und die „Sterne“ein Bürgergeld für alle. Jeder Kompromiss dürfte Milliarden kosten – Gift für Italiens taumelnde Wirtschaft. Weshalb man jetzt auch erst mal in Brüssel die EU-Spar-Regeln ändern will.

Und im Hintergrun­d lauert Silvio Berlusconi. Der 81Jährige ließ sich für seine „enorme unendliche Großzügigk­eit“feiern, nachdem seine Forza Italia den Weg frei machte – das war indes, bevor ein Richter ihn wieder persönlich antreten ließ. An

seiner Koalition mit der Lega Nord hält er fest – ist damit künftig zugleich Opposition und mit der Regierung verbandelt. Ein Himmelfahr­tskommando für Roms neue Herren.

Der stets wie aus dem Ei gepellte Di Maio (31) könnte schon bald Außenminis­ter sein, der hemdsärmel­ige Rassist Salvini hätte als Innenminis­ter Gelegenhei­t, seine Ausländer-raus-Fantasien umzusetzen. Wer am Ende die Regierung führt, ist noch offen. Aber auch fast schon zweitrangi­g: Am Abgrund befindet Italien sich schon lange. Nun macht es einen Schritt nach vorn.

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Wollen regieren, während im Hintergrun­d Berlusconi lauert: Luigi Di Maio (l.) von den linkspopul­istischen „Fünf Sternen“und Matteo Salvini von der rechtsextr­emen Lega Nord (r.)
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