Wie gefährlich wird der Griechen-Hafen für Hamburg?
China investiert massiv in Piräus – und will unserem Hafen damit die Ladung abgreifen. Warum das gelingen könnte, was der Senat sagt
Hamburgs Hafen ging’s – gelinde gesagt – auch schon mal besser. Die Containerzahlen stagnieren seit Jahren, die Konkurrenz aus Rotterdam und Antwerpen ist längst davongezogen. Und jetzt sagt uns auch noch ein Griechen-Hafen den Kampf an!
Piräus heißt der neue Kontrahent, der künftig wohl die kompletten europäischen Warenströme auf den Kopf stellen wird – mit kräftiger Unterstützung aus China. Das Reich der Mitte etabliert derzeit seine neue Seidenstraße, eine Handelsroute, um eigene Waren besser in Europa und der Welt verteilen zu können. Und dabei spielt Piräus eine zentrale Rolle.
Nach der finanziellen Staatskrise in Griechenland lag der Hafen am Rande Athens wirtschaftlich am Boden. Dann kam die chinesische Staatsreederei Cosco. Für rund 280 Millionen Euro übernahm Cosco die Mehrheit der Piräus-Hafengesellschaft, darf dort jetzt mehrere Containerterminals betreiben. In den kommenden acht Jahren wollen die Chinesen laut „Zeit“weitere 550 Millionen Euro in Hafenanlagen und das Umfeld investieren. Aus gutem Grund.
Piräus ist nämlich der erste Tiefseehafen, den Containerschiffe aus Asien in Europa erreichen, wenn sie durch den Suezkanal fahren. Selbst die ganz großen Pötte könnten hier ihre Ladung löschen – und müssten nicht den Umweg über die Straße von Gibraltar, Spanien und Frankreich in Kauf nehmen, um eine Woche später Rotterdam oder Hamburg anzulaufen. Das spart also Zeit. Und damit auch Geld.
Die ersten Auswirkungen sind bereits zu sehen. Wie die „Zeit“berichtet, hat sich der Warenumschlag in Piräus seit dem Cosco-Engagement mehr als verdreifacht. Im vergangenen Jahr waren es knapp 3,7 Millionen Standardcontainer (TEU), Tendenz stark steigend. Schon 2019 sollen es fünf Millionen TEU werden.
Zum Vergleich: Hamburg stagniert seit Jahren bei etwa 8,8 Millionen TEU pro Jahr – und könnte bald Ladung an die Griechen verlieren. Denn der Handel Österreichs und großer Teile Osteuropas wird derzeit über Hamburg abgewickelt. Dieses Geschäft wollen die Chinesen – und investieren Milliarden in eine vernünftige Hinterland-Anbindung des Mittelmeerhafens. Per Bahn könnten Waren von Piräus aus binnen zwei Tagen in Budapest sein – mitten im Herzen von Europa.
„Die ambitionierten Pläne der Griechen sollten endgültig die Alarmglocken beim Senat schrillen lassen“, mahnt Michael Kruse (FDP). Mittelfristig würde der Hamburger Hafen über verschärften Wettbewerb im Hafenhinterland auf diesem Weg angegriffen, er brauche deshalb „eine aktive Politik, um im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz nicht weiter an Boden zu verlieren“. Ein digitaler Hafenentwicklungsplan, der den Hafen in die Zukunft ka-