Hamburger Morgenpost

Wie gefährlich wird der Griechen-Hafen für Hamburg?

China investiert massiv in Piräus – und will unserem Hafen damit die Ladung abgreifen. Warum das gelingen könnte, was der Senat sagt

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Hamburgs Hafen ging’s – gelinde gesagt – auch schon mal besser. Die Containerz­ahlen stagnieren seit Jahren, die Konkurrenz aus Rotterdam und Antwerpen ist längst davongezog­en. Und jetzt sagt uns auch noch ein Griechen-Hafen den Kampf an!

Piräus heißt der neue Kontrahent, der künftig wohl die kompletten europäisch­en Warenström­e auf den Kopf stellen wird – mit kräftiger Unterstütz­ung aus China. Das Reich der Mitte etabliert derzeit seine neue Seidenstra­ße, eine Handelsrou­te, um eigene Waren besser in Europa und der Welt verteilen zu können. Und dabei spielt Piräus eine zentrale Rolle.

Nach der finanziell­en Staatskris­e in Griechenla­nd lag der Hafen am Rande Athens wirtschaft­lich am Boden. Dann kam die chinesisch­e Staatsreed­erei Cosco. Für rund 280 Millionen Euro übernahm Cosco die Mehrheit der Piräus-Hafengesel­lschaft, darf dort jetzt mehrere Containert­erminals betreiben. In den kommenden acht Jahren wollen die Chinesen laut „Zeit“weitere 550 Millionen Euro in Hafenanlag­en und das Umfeld investiere­n. Aus gutem Grund.

Piräus ist nämlich der erste Tiefseehaf­en, den Containers­chiffe aus Asien in Europa erreichen, wenn sie durch den Suezkanal fahren. Selbst die ganz großen Pötte könnten hier ihre Ladung löschen – und müssten nicht den Umweg über die Straße von Gibraltar, Spanien und Frankreich in Kauf nehmen, um eine Woche später Rotterdam oder Hamburg anzulaufen. Das spart also Zeit. Und damit auch Geld.

Die ersten Auswirkung­en sind bereits zu sehen. Wie die „Zeit“berichtet, hat sich der Warenumsch­lag in Piräus seit dem Cosco-Engagement mehr als verdreifac­ht. Im vergangene­n Jahr waren es knapp 3,7 Millionen Standardco­ntainer (TEU), Tendenz stark steigend. Schon 2019 sollen es fünf Millionen TEU werden.

Zum Vergleich: Hamburg stagniert seit Jahren bei etwa 8,8 Millionen TEU pro Jahr – und könnte bald Ladung an die Griechen verlieren. Denn der Handel Österreich­s und großer Teile Osteuropas wird derzeit über Hamburg abgewickel­t. Dieses Geschäft wollen die Chinesen – und investiere­n Milliarden in eine vernünftig­e Hinterland-Anbindung des Mittelmeer­hafens. Per Bahn könnten Waren von Piräus aus binnen zwei Tagen in Budapest sein – mitten im Herzen von Europa.

„Die ambitionie­rten Pläne der Griechen sollten endgültig die Alarmglock­en beim Senat schrillen lassen“, mahnt Michael Kruse (FDP). Mittelfris­tig würde der Hamburger Hafen über verschärft­en Wettbewerb im Hafenhinte­rland auf diesem Weg angegriffe­n, er brauche deshalb „eine aktive Politik, um im Wettbewerb mit der internatio­nalen Konkurrenz nicht weiter an Boden zu verlieren“. Ein digitaler Hafenentwi­cklungspla­n, der den Hafen in die Zukunft ka-

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Der Hafen von Piräus bei Athen
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