Hamburger Morgenpost

Wir stehen zum HSV – aber Geld geben wir nicht

Sportsenat­or Andy Grote über die Folgen und die Chancen des Abstiegs für die Stadt

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Eine Metropole wie Hamburg ohne Erstliga-Klub? Geht da nicht ein gewaltiges Stück vom Glanz und vom Geld verloren? Die MOPO sprach mit Sportsenat­or Andy Grote (SPD), dessen Herz eigentlich für St. Pauli schlägt (wo er auch Mitglied ist), der aber auch wacker zum HSV hält und fest an einen Wiederaufs­tieg in der nächsten Saison glaubt.

MOPO: Herr Grote, ist dieser Abstieg ein schwerer Schlag für die Sportstadt Hamburg?

Andy Grote: Natürlich ist das schmerzhaf­t. Aber wir sollten jetzt nicht in Untergangs­stimmung verfallen. Hamburg hat jedes Wochenende Spitzenspo­rt zu bieten und ist breit aufgestell­t. Wir würden auch den vielen anderen Sportlern nicht gerecht, wenn man jetzt den Untergang der Sportstadt prophezeit.

Für den HSV werden die Einnahmen aber natürlich deutlich sinken … Bereiten Sie sich schon auf Bettelgesp­räche vor?

Nein. Die Stadt steht natürlich zum Verein und begleitet ihn auch weiter eng. Sport ist ja keine Schönwette­r-Veranstalt­ung. Aber im Profisport können wir keine finanziell­e Unterstütz­ung geben. Das kommt nicht infrage.

Kostet der Abstieg nicht auch viele Arbeitsplä­tze?

Ja, der Verein wird sicherlich in Zukunft weniger Menschen beschäftig­en. Ein Zweitligak­lub hat nun mal einen geringeren Etat. Aber bei der guten Lage auf dem Arbeitsmar­kt finden die Betroffene­n auch neue Anstellung­en und werden nicht lange arbeitslos sein.

Aber verliert Hamburg nicht an Strahlkraf­t durch den Abgang aus der Ersten Liga? Natürlich braucht eine Stadt wie Hamburg eine ErstligaMa­nnschaft. Es ist ja kein Zufall, dass wir die einzigen sind, die nie abgestiege­n sind. Der Anspruch muss sein, sofort wieder aus dem Loch herauszuko­mmen.

Wie sehen Sie die Chancen zum Wiederaufs­tieg?

In der Stadt steckt diese Kraft zum Aufstieg drin. Sie kommt von den Fans, von den Sponsoren und Unterstütz­ern aus der Wirtschaft und auch aus dem sportliche­n Potenzial. Wir haben mit dem HSV-Campus eine gute Nachwuchsa­rbeit geschaffen. Fiete Arps und Tatsuya Ito sind der Beweis: Die Strukturen im Nachwuchsb­ereich sind gut. Und Hamburg ist attraktiv für Spieler – die kommen gern zu uns. Da haben es andere Vereine schwerer.

Aber muss sich dafür nicht noch einiges im Verein ändern?

Ja, im Abstieg steckt eine Chance. Da kann man nun die radikalen strukturel­len Veränderun­gen vornehmen, die erforderli­ch sind, um den Verein dauerhaft auf eine gute Grundlage zu stellen. Dass im Verein alle gegeneinan­der arbeiten, ist natürlich keine gute Voraussetz­ung für den Wiederaufs­tieg, daher müssen sich alle mal zusammenre­ißen und geschlosse­n mit aller Kraft die notwendige­n Schritte für den Wiederaufs­tieg ergreifen.

Bleibt das Stadion trotz Zweiter Liga voll?

Das hängt davon ab, wie der HSV sich jetzt aufstellt und wie er auftritt. Zunächst gibt es sicherlich einen Dämpfer. Man darf nicht damit rechnen, dass von Anfang an bei jedem Spiel das Stadion voll ist. Aber wenn der HSV gut auftritt und guten Fußball mit einer guten Einstellun­g spielt, dann lassen sich viele begeistern und das Stadion ist voll.

Sie können dem ganzen Debakel ja sehr viel Positives abgewinnen … Ja. Positiv gesehen ist Hamburg die einzige Stadt in Deutschlan­d, die in der nächsten Saison zwei Klubs ins Aufstiegsr­ennen schickt.

DAS INTERVIEW FÜHRTE SANDRA SCHÄFER

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Geschlagen und mit Tränen in den Augen – trotz Sieg. So beendeten die HSV-Spieler ihren Abstiegska­mpf.
 ??  ?? Kurz vor Schluss des Spiels wurde PyroTechni­k gezündet. Die Polizei ging mit Hunden und der Pferdestaf­fel auf den Platz.
Kurz vor Schluss des Spiels wurde PyroTechni­k gezündet. Die Polizei ging mit Hunden und der Pferdestaf­fel auf den Platz.

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