Hamburger Morgenpost

Vom Pop-HipHopper zum Piano-Hipster

Früher mit dem Hamburger Duo Jansen & Kowalski unterwegs, lässt es Malakoff Kowalski nun ruhiger angehen – und tritt in der Elphi auf

- Von KATJA SCHWEMMERS & Kowalski

Mit „My First Piano“, seinem ersten Album mit Klaviermus­ik in Reinform, hat Malakoff Kowalski ein von Kritikern gefeiertes Werk veröffentl­icht. „Der Spiegel“unterstell­t den Klaviature­n des 38jährigen Wahl-Berliners, der in Bergedorf aufwuchs, Suchtpoten­zial. Ende Juni präsentier­t er das Werk in der Elbphilhar­monie.

Angefangen hat alles in Hamburg. Malakoff Kowalski – bürgerlich Aram Pirmoradi – wurde 1979 als Sohn iranischer Emigranten zwar in Boston, USA geboren – doch noch im selben Jahr zog die Familie nach Bergedorf. „Wir wohnten bescheiden, aber es gab ein Klavier, auf dem meine Mutter unentwegt spielte“, erinnert sich Kowalski.

Im Alter von drei Jahren bekam er von ihr Unterricht. Mit 15 formierte er mit den älteren Typen auf seinem Gymnasium die Klaus Kinski Band. „Ich fing an, Gitarre zu spielen und zu singen. Plötzlich war ich nicht mehr der Außenseite­r mit den persischen Wurzeln, sondern der coole Sänger einer Rockband. Ich hatte Achtung, ich hatte sogar eine Freundin!“, erzählt Kowalski mit schelmisch­em Grinsen.

Aus der Band wurde 2004 das gehypte Musikduo Jansen

mit Florian Pfeifle. „Wir bekamen ziemlich schnell einen Major-Plattenver­trag, hatten Geld. Es war, als hätte man zwei Jungs auf einen Spielplatz losgelasse­n, und wir sind durchgedre­ht.“

Mit musikalisc­her Überzeugun­g hatte das allerdings wenig zu tun. „Unser Umfeld bestand aus Leuten von Deichkind, Fünf Sterne Deluxe und Dendemann, deswegen hatten wir auf einmal einen HipHop-Einschlag. Ich selbst besitze nicht eine HipHop-Platte. In der Retrospekt­ive betrachtet war es mein Glück, dass Jansen & Kowalski nicht der kommerziel­le Erfolg wurde.“

Das Duo löste sich 2006 auf. Kowalski wagte den Neuanfang in Berlin, lernte den Regisseur Klaus Lemke („Rocker“) kennen, schickte ihm Klaviermus­ik, die dieser sofort in seinen Film „Dancing With Devils“(2007) einbaute. „Durch seine Filme fing es bei mir an mit dieser zarten, zerbrechli­chen Klaviermus­ik.“

Für das Album suchte er 2017 nach dem passenden Instrument. Im Familienal­bum entdeckte er ein Foto von sich im Strampelan­zug am alten Piano seiner Mutter. „Es erinnerte mich daran, wie glücklich ich als Kind war“, meint Kowalski. „Ich wusste, dass ich das Klavier nach Berlin holen musste.“

Als Hipster, Bohemien und Dandy am Klavier wird der Kumpel des Piano-Entertaine­rs Chilly Gonzales heute oft bezeichnet. Vielleicht liegt es an der Kopfbedeck­ung, die sein Markenzeic­hen ist: „Die Prinz-Heinrich-Mütze hat mir mein bester Freund in Hamburg zum Abschied geschenkt. Er meinte: ,Kowalski, denk immer dran, wo du herkommst.‘ Das tue ich bis heute.“

➤ Elbphilhar­monie (Kleiner Saal): 26.6., 19.30 Uhr, 53-62 Euro

Es war mein Glück, dass Jansen & Kowalski nicht der kommerziel­le Erfolg wurde. Malakoff Kowalski

 ?? ?? Auch am Klavier hat Kowalski sein Markenzeic­hen auf dem Kopf: die Prinz-Heinrich-Mütze als Andenken an Hamburg.
Auch am Klavier hat Kowalski sein Markenzeic­hen auf dem Kopf: die Prinz-Heinrich-Mütze als Andenken an Hamburg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany