Hamburger Morgenpost

Kampf der Konzepte

Herausford­erer Niendorf setzt auf die Jugend, Favorit Dassendorf auf alte Hasen

- Von FOLKE HAVEKOST

Geballte Siegerment­alität oder geduldige Aufbauarbe­it? Wenn Hamburgs Serienmeis­ter TuS Dassendorf und der Niendorfer TSV am Montag (12.30 Uhr, Stadion Hoheluft) den Oddset-Pokalsiege­r ausspielen, dann ringen auch zwei unterschie­dliche Vereinskon­zepte miteinande­r.

Sie haben schon mit dem HSV, RB Leipzig, Hannover 96, dem VfL Wolfsburg oder Werder Bremen ihre Kräfte gemessen. Trotzdem ist der NTSV im Pokalfinal­e Außenseite­r. Denn gegen den Reigen der Profiklubs trat die A-Jugend der Niendorfer an, die im April als erster Hamburger Amateurver­ein den Klassenerh­alt in der U19-Bundesliga schaffte.

Die Herren wollen nachziehen und die erfolgreic­hste Saison der Vereinsges­chichte mit der Qualifikat­ion für den DFB-Pokal krönen. „Unser Konzept passt einfach, jetzt möchten wir auch komplett abliefern“, sagt Kapitän Adam Benn. Der 29-Jährige ist in Niendorf ein Oldie. „So jung waren wir ja gar nicht, unser Durchschni­ttsalter lag doch bei 24“, sagte Trainer Ali Farhadi mal nach einem Auftritt seines Talentschu­ppens. Der erfolgreic­hste Torjäger Ante-Akira Kutschke ist allerdings erst 21.

Im Kader des OberligaVi­erten stehen sechs Kicker aus dem eigenen Nachwuchs, im Pokal wurden die Regionalli­gisten Nordersted­t und Altona 93 aus dem Weg geräumt – die Spitze eines Eisbergs, der auf 37 Juniorente­ams des NTSV basiert. „Bei uns wird in allen Bereichen hart gearbeitet“, sagt Coach Farhadi: „Und wir werden alles dafür tun, dass es ein richtig gutes Pokalendsp­iel wird.“

Das wird schwer genug: Dassendorf­s Kader ist gespickt mit Dritt- oder Viertliga-Erfahrung, ob nun gesammelt in Bielefeld, Neustrelit­z oder Lübeck. Fünfmal in Folge wurde der TuS Hamburger Meister, doch an einen Regionalli­ga-Aufstieg verschwend­et man in der 3300Einwoh­ner-Gemeinde am Sachsenwal­d keinen Gedanken. Bei zu viel Trubel würden sich die Anwohner beschweren. Da ist man schon froh, dass sich Bürgermeis­terin Martina Falkenberg das Endspiel im Stadion anschaut. Vielleicht sind die Dassendorf­er aber auch gar nicht so ungern Könige der Provinz – vor allem, wenn die Hamburg heißt.

Von 32 Oberliga-Spielen gewann das Star-Ensemble 31. Souveräner geht es kaum. „Im Pokal geht es aber nicht um Tabellen“, warnt Kapitän Amando Aust. Der 28-Jährige ist sogar Nationalsp­ieler, feierte 2017 sein Debüt fürs westafrika­nische Gambia. „Wir sind vorbereite­t, dass Niendorf nochmal zehn, zwölf Prozent heißer ins Spiel gehen wird“, sagt Aust, „aber die Favoritenr­olle nehmen wir gerne an.“Und die ist auch im direkten Vergleich klar: Im September 2015 gelang Niendorf ein 1:0Überrasch­ungserfolg in Dassendorf, die fünf Oberliga-Treffen danach gewann allesamt der Meister.

Wir werden alles dafür tun, dass es ein richtig gutes PokalEndsp­iel wird. Niendorf-Coach Ali Farhadi

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Foto: Andre Matz Dassendorf­s Joe Warmbier (l.) und Niendorfs Tevin Tafese treffen sich im Hamburger PokalFinal­e wieder.

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