Findet endlich den Mörder meines Bruders!
Exklusiv in der MOPO spricht zum ersten Mal der kleine Bruder des getöteten Boxers
Vier Wochen war er spurlos verschwunden. Die Familie hatte stets das Schlimmste befürchtet, doch immer Hoffnung gehabt. Am 21. Juni 2017 dann die Gewissheit: Der Boxer Tunahan Keser (†22) ist tot (MOPO berichtete). Mutmaßlich ermordet von Auftragskiller Frank Lindner (†56). Jetzt spricht zum ersten Mal Tunahans Bruder Taylan (21) über die rätselhafte Tragödie.
Die Ähnlichkeit mit seinem größeren Bruder ist nicht von der Hand zu weisen. Dunkle Haare, kräftige Statur, braune Augen. Wenn er über seinen verstorbenen Bruder redet, tut er das mit sanfter und betroffener Stimme. Aber auch mit sehr viel Liebe: „Er war immer ein Vorbild für mich. Unser Verhältnis war sehr speziell. Wir hatten immer eine sehr starke Bindung zueinander.“
Er steht in dem Box-Gym an der Gotenstraße in Hammerbrook, wo einst sein Bruder die Sandsäcke bearbeitete und für seinen Traum einer Profi-Karriere hart trainierte.
An den Tag von Tunahans Verschwinden erinnert er sich noch sehr genau: „Es war Bayram, also Zuckerfest. Er wollte mit seiner Freundin zu mir nach Köln fahren, wo ich mit unserer Mutter lebe.“Taylan habe noch am Mittag mit Tunahans Freundin geredet. „Nach der Arbeit wollten sie losfahren“, sagte sie mir. Doch sie kamen nie an.
„Am Abend wollte sie mich erst beruhigen, sagte mir, Tunahan wäre zu müde. Später gestand sie mir dann unter Tränen, dass er spurlos verschwunden sei.“
Die darauffolgende Nacht hätten er und seine Mutter, die später an dem Tod ihres Sohnes psychisch zerbricht, kein Auge zugemacht. Immer wieder hatte er versucht, Tunahan anzurufen. Doch das Handy war aus. Es wurde nie gefunden.
Die Ermittlungen der Polizei sind nach MOPO-Informationen weit fortgeschritten. Freunde und Bekannte von Tunahan vermuten den Drahtzieher im Boxer-Milieu. Taylan fordert: „Findet endlich den Mörder meines Bruders.“Erst dann könnten er und seine Familie mit der Tragödie abschließen.