Hamburger Morgenpost

Peters in der Sackgasse

Stolpert der Direktor Sport über Kiels Becker? Auch für Wettstein dürf e es bald eng werden

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Der Tag der Entscheidu­ng rückt näher. Am Sonnabend will der HSV-Aufsichtsr­at darüber bef nden, wer neuer Sportvorst­and des Vereins wird. Ralf Becker (47) oder Markus Krösche (37) – einer soll den Job bekommen. Am Ende aber stellt sich noch eine andere Frage: Hat Bernhard Peters noch eine Zukunft beim HSV?

Die Situation scheint ziemlich verfahren zu sein. Becker, so hört man es von allen Seiten, ist Topkandida­t des HSV, knüpft sein Engagement aber an Bedingunge­n. So soll der Geschäftsf­ührer von Holstein Kiel eine Zusammenar­beit mit Peters als äußerst schwierig erachten. Der Direktor Sport hatte sich zuletzt selbst als Sport-Vorstand ins Gespräch gebracht, ist aber chancenlos – und soll zurück ins zweite Glied und sich wieder um Nachwuchsu­nd Trainer-Entwicklun­g kümmern. Becker fürchtet, mit Peters dann einen Feind im eigenen Lager zu haben (die MOPO berichtete).

Für die Räte eine enorm schwierige Situation. Auch deshalb könnte es am Sonnabend zu einer MammutSitz­ung kommen. Wie bekommt man das Problem in den Griff? Grundsätzl­ich erhoffen sich die Kontrolleu­re, dass Becker und Peters zeitnah zusammenko­mmen, um schwelende Differenze­n auszuräume­n. Völlig offen aber, ob sich Kiels Macher darauf einlassen würde. Wie Peters denkt, ist selbst HSV-intern den Wenigsten bekannt. Auch die MOPO versuchte vergeblich, den 58-Jährigen zu erreichen.

Klar ist: Der Direktor Sport steckt in der Sackgasse. Zurückrude­rn und klein beigeben entspricht nicht seinem Naturell. Im Aufsichtsr­at aber herrscht die Meinung vor, dass Peters, trotz aller Verdienste um die Jugendarbe­it, im Zweifelsfa­ll selbst den Weg frei machen muss.

Wie sehr die Personalie Peters den HSV zerreißt, dokumentie­rte der Verein am Donnerstag selbst. Allein-Vorstand Frank Wettstein ergriff ungefragt und heftig Partei für Peters. „Zum jetzigen Zeitpunkt, noch bevor überhaupt ein Sportvorst­and bestellt ist, eine öffentlich­e Debatte über Herrn Peters zu führen, verkennt komplett die Leistungen von Herrn Peters in den letzten vier Jahren“, so eine Verlautbar­ung Wettsteins, die der HSV herausgab. „Der HSV ist in die Spitze des deutschen Fußballnac­hwuchses hinsichtli­ch Strukturen, Traineraus­bildung und Mannschaft­splatzieru­ngen aufgestieg­en. Das alles ist eine Teamleistu­ng, an der Herr Peters einen sehr großen Anteil hat. Und darauf basiert auch die sportliche Entwicklun­g im letzten Teil der abgelaufen­en Saison.“

Klare Kante von Peters’ Kumpel. Und ein deutliches Zeichen, denn nur der Vorstand könnte Peters entlassen. Nun aber wird es brisant: Aufsichtsr­atschef Bernd Hoffmann wird wohl schon am Sonnabend von seinen Kollegen in den Vorstand berufen – und er sieht Peters deutlich kritischer als Wettstein es tut. Da ist der nächste Machtkampf programmie­rt. Nichts scheint unmöglich. Auch nicht, dass neben Peters bald noch ein anderer gehen muss – Frank Wettstein.

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