Hamburger Morgenpost

Vermummte stürmen Polizisten-Haus? Was wirklich passierte

- SANDRA SCHÄFER sandra.schaefer@mopo.de

Vermummte Chaoten greifen in Hitzacker das Wohnhaus eines Polizisten an! So berichtete­n über Pfingsten viele Medien. Schilderun­gen, die in den Köpfen Bilder eines Schwarzen Blocks erzeugten, der nur im letzten Moment von der Polizei gestoppt werden konnte – und zu empörten Reaktionen führte. Doch dieses Bild hat mittlerwei­le tiefe Risse. Denn offenbar war der Vorfall deutlich weniger dramatisch – und wurde zudem von der Polizeigew­erkschaft DPolG in ihrem Kampf für ein härteres Polizeiges­etz instrument­alisiert.

Die alarmistis­chen Berichte („Vermummte stürmen Grundstück eines Polizisten“, „Polizist und Familie von Vermummten angegriffe­n“, „Belagerung von Polizisten-Haus“), die bundesweit empörte Reaktionen hervorrief­en, basierten auf einer Polizeimel­dung aus Lüneburg, in deren Überschrif­t schon von einer „neuen Qualität der Gewalt“die Rede war und von „Einschücht­erungsvers­uchen“gegenüber einem Polizisten.

Allerdings war dort nie die Rede von einer „Attacke“, einer „Stürmung“oder einem „Angriff “. Geschilder­t wurde vom Polizeispr­echer, dass am Freitagabe­nd 60 teils vermummte Personen das Haus eines „örtlichen Polizisten heimsuchte­n und durch lautstarke Stimmungsm­ache, Anbringen von Bannern und durch ihre Vermummung“versuchten, die Frau und die Kinder des Polizisten einzuschüc­htern.

Dass es in den Medien plötzlich um einen „Angriff“ging, ist eine Zuspitzung der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), die umgehend auf den Vorfall reagierte. „Eine neue Dimension der Gewalt ist erreicht“, heißt es dort von Alexander Zimbehl, DPolG-Chef in Niedersach­sen. Statt von teils Vermummten ist nur noch die Rede von „60 vermummten Chaoten“. Die DPolG warne seit Jahren davor, dass Hass und Gewalt gegen Polizisten deutlich zunehme.

Zimbehl kommt zum Kern seines Anliegens: „Die Politik muss endlich entschloss­en gegen politische Straftäter vorgehen.“Im Klartext: Niedersach­sen braucht ein härteres Polizeiges­etz, Bayern lässt grüßen. Schon den G20-Gipfel nutzte Zimbehl, um Druck zu machen. Er sagte damals, man brauche ein Polizeiges­etz, das der zunehmende­n Gewalt von rechts und links gerecht werde.

Tatsächlic­h wird in Niedersach­sen an einem neuen Polizeiges­etz gefeilt, noch 2018 soll es fertig werden. Der zuständige Innenminis­ter Boris

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