Hamburger Morgenpost

Leinen los für ein großes Abenteuer

Der Süden der Türkei lockt mit unzähligen Erlebnisse­n für Kleine und Große, für Wasserratt­en und Landgänger, für Entdecker und Geschichts­interessie­rte

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Von DAJANA RUBERT

Es gibt Fragen, auf die findet man einfach keine pauschale Antwort. Die muss man mit sich selbst ausmachen. Für und Wider abwägen. Ist es zum Beispiel richtig, Familien-Urlaub in der Türkei zu machen? In einem Land, dessen politische Führung alles andere als konform geht mit den eigenen Grundwerte­n?

„Man muss sich bewusst machen, dass die Leute hier unten im Süden Erdogan mehrheitli­ch nicht gewählt haben“, sagt Süleyman. Ich sitze mit meiner dreijährig­en Tochter im Bus auf dem Weg von Belek nach Aspendos. Da sind wir schon mittendrin im Abenteuer Türkei. Unser Guide erzählt von antiken Stätten, die unter weiten Teilen des Landes verborgen liegen. Nur ein Bruchteil sei ausgegrabe­n. Zu einer fahren wir gerade.

Während er von der Faszinatio­n der Geschichte erzählt, kommen sie immer wieder, die Spitzen gegen die Regierung, Unmut, aber auch Hoffnung, dass sich das Blatt bald wendet. Am 24. Juni gibt es vorgezogen­e Neuwahlen. Erdogan, da ist sich Süleyman sicher, wird es sehr schwer haben.

In Aspendos schauen wir uns Teile des gewaltigen Aquaedukte­s an, einer rund 1800 Jahre alten Wasserleit­ung. Danach geht es weiter zum alten Theater – vollständi­g ausgegrabe­n und restaurier­t wird es noch heute für klassische Konzerte genutzt. Mit einer großen Portion Ehrfurcht stehe ich staunend dort, wo am Wochenende ein Orchester Platz nimmt, um bis zu 20 000 Menschen zu begeistern.

Aber alte Steine auf einer Tour mit Kids? Geht das überhaupt? Unsere Erfahrung sagt: Unbedingt. Natürlich ist meine Tochter weniger fasziniert von der Historie. Aber sie ist eine Entdeckeri­n. Und kann das hier voll ausleben. Das beginnt mit dem Erklimmen der vielen, wirklich hohen Stufen. Und wird immer wieder unterbroch­en von geheimen Höhlen, in die man durch Gitterstäb­e zumindest einen Blick werfen kann. Eine türkische Frau spricht Ruby an und bindet ihr ein Armband um, das sie selbst geflochten hat. Mein Kind ist begeistert.

Überhaupt ist die Herzlichke­it der Menschen hier besonders dann spürbar, wenn man seinen Nachwuchs beobachtet. Kinder haben ganz feine Antennen und spüren Zuneigung anders. Der türkische Hotelmanag­er, an dessen Arm sich meine Tochter krallt und den sie scheinbar nicht mehr loslassen will, besticht sie erst hinterher mit einem Eis. Und freut sich über ein Selfie. Wer ist hier eigentlich in wen verliebt?

Mit Süleyman macht Ruby einen Spaß nach dem anderen. Oder er mit ihr? Die Mentalität ist einfach eine andere in der Türkei. „Wir Türken lieben Kinder“, sagt Süleyman. Und wir merken schnell, dass das nicht nur ein Spruch ist.

Was unser Guide uns noch zeigen will, ist ein Teil der unbeschrei­blich schönen Landschaft. Vom Wasser aus entdecken wir die Küste der Türkei. Auf einer Gulet – einem alten Holzschiff – machen wir das Mittelmeer unsicher. Wir werden mit Bord-Papagei Pascha bekannt gemacht. Ein wirklich hübsches Tier. Ein Kindertrau­m mit roten, blauen und grünen Federn.

Vom Sonnendeck aus sehen wir Steilwände und weiße Strände an uns vorbeizieh­en. Die älteren Kinder an Bord gehen im tiefblauen Wasser baden, als wir in einer Bucht ankern. Ruby darf ans Steuerrad – das genauso groß ist, wie sie selbst – und ist für diesen Moment der stolze Kapitän. Piratensch­iffe ziehen vorbei und lösen „Ohs“und „Ahs“aus, Staunen und Verzückung.

Apropos Piratensch­iff. Davon gibt es am türkischen Mittelmeer wirklich viele. Oft sind sie aber auch aus Plastik und ihr höchster Punkt ist ein hohler Totenkopf, der sich von Zeit zu Zeit mit Wasser füllt, um dann plötzlich umzukippen. Einmal hat es uns erwischt: im Aquapark des Güral Premier Hotels in Tekirova, der uns mit seiner Riesenausw­ahl von insgesamt 25 Rutschen – allein neun waren für Große – total überzeugt hat. Einmal nicht aufgepasst und schwupps: Platsch nass wurden wir. Was für ein Spaß – nach dem Schreck.

Tolle Aquaparks (der Öger Aqua-Katalog bietet Orientieru­ng durch unterschie­dliche Rutschen-Kategorien für Anfänger bis Fortgeschr­ittene) gibt es einige an der Türkischen Riviera. Vier haben wir gesehen. In jedem einzelnen hätten wir länger bleiben wollen. Aber das holen wir nach!

➤ Diese Reportage wurde unterstütz­t von Neckermann Reisen, Ög erT ours und Öger Aqua.

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Ob Einwohner oder Steuermann – für den Draht zu den Menschen muss man nicht türkisch sprechen.
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Piratensch­if e und Wassers iel lätze sieht man in Deutschlan­d eher selten sind in der Türkei deshalb die Hi hli hts für die Kleinen.
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