Harvey Weinstein: Justiz legt ihm die Fußfessel an!
Ex-Produzent stellt sich Polizei
NEW YORK - Dunkles Jackett, weißes Hemd, blauer Pullover, mehrere Bücher unter dem Arm und blass im Gesicht: So erscheint Harvey Weinstein Freitag früh vor einer Wache der New Yorker Polizei im Süden Manhattans – und verlässt die Station in Handschellen.
Dutzende Journalisten und Schaulustige hatten schon seit Sonnenaufgang vor dem Gebäude gewartet, die Bürgersteige waren mit Gittern abgesperrt. In Begleitung von Anwälten geht der einstige Hollywood-Mogul stur geradeaus durch den Eingang, gibt keinen Kommentar ab.
Schon am Donnerstag war bekannt geworden, dass der 66-Jährige sich den Behörden in New York stellen will. Der Druck der monatelangen Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe in New York, Los Angeles und London war einfach zu stark geworden. In den USA waren die Ermittlungen zusätzlich gerade auf Bundesebene ausgeweitet worden. Nun wird Weinstein offiziell der Vergewaltigung und mehrerer weiterer sexueller Vergehen beschuldigt.
Seit Bekanntwerden erster Vorwürfe gegen Weinstein haben mehr als 100 Frauen weitere Anschuldigungen erhoben, wovon viele allerdings bereits verjährt sind. Die New Yorker Staatsanwaltschaft werde konkret nun erst mal wegen eines Falls von Vergewaltigung und eines Falls, bei dem der USFilmproduzent eine Frau zum Oralsex gezwungen haben soll, Anklage erheben, berichteten US-Medien.
Seine Kautionsbedingungen seien schon vorab festgelegt worden. Demnach werde er eine Million Dollar hinterlegen und sich verpflichten, ein Überwachungsgerät wie etwa eine Fußfessel zu tragen.
Weinstein hat über seinen Anwalt bislang Fehlverhalten eingestanden, alle Vorwürfe von nicht einvernehmlichem Sex jedoch zurückgewiesen. Die von ihm gegründete Filmfirma hatte er nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Oktober 2017 aufgelöst, seine Frau Georgina Chapman hat sich inzwischen von ihm scheiden lassen.
Mehrere Schauspielerinnen, die Weinstein in den letzten Monaten sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, kommentierten die Nachricht von der Verhaftung mit Erleichterung. „Heute sind wir der Gerechtigkeit einen Schritt nähergekommen“, schrieb Schauspielerin Rose McGowan auf Instagram. McGowan war im Herbst eine der ersten Frauen, die Weinstein Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe vorwarfen und so die „#MeToo“-Bewegung ins Rollen brachte.
➤ Auch dem Schauspieler wird von mehreren Frauen sexuelle Belästigung vorgeworfen. Im US-Fernsehsender CNN berichteten 16 Menschen, darunter acht mutmaßliche Opfer, über Fälle sexueller Belästigung durch den heute 79Jährigen. Freeman entschuldigte sich „bei jedem, der sich unbehaglich oder nicht respektiert fühl- te“.