Hamburger Morgenpost

AfD fordert Online-Pranger für unliebsame Lehrer

Populisten fühlen sich ungerecht behandelt

- Von MIKE SCHLINK

Hetze und Falschbeha­uptungen, damit kennt sich die AfD gut aus. Immer wieder fallen die Rechtspopu­listen durch Stimmungsm­ache gegen Minderheit­en auf. In Hamburg wird die Partei nach eigenen Angaben nun selbst Opfer davon.

Dabei geht’s um das Verhalten von Lehrern an Hamburgs Schulen. In einer parlamenta­rischen Anfrage hat die AfD mehrere Fälle aufgeliste­t, in denen sie angeblich nicht korrekt behandelt wurde. So wurde die Partei etwa von Veranstalt­ungen ausgegrenz­t oder mit tendenziös­en Arbeitsblä­ttern in ein falsches Licht gerückt. „Leider gibt es immer wieder verblendet­e Ideologen, die politische Bildung mit politische­r Indoktrina­tion verwechsel­n“, so Alexander Wolf (AfD). Das verstoße gegen das Neutralitä­tsgebot.

Die AfD plant jetzt eine interaktiv­e Plattform, über die Lehrer, Eltern und Schüler Anti-AfD-Vorfälle anonym melden sollen. Die Schulbehör­de lehnt das jedoch ab. In der Senatsantw­ort stellt sich die von der AfD geschilder­te Situation aber nicht so schlimm dar.

Im Jahr 2017 wurden zwar Dienstaufs­ichtsbesch­werden gegen fünf Mitarbeite­r der Schulbehör­de wegen vermeintli­cher Verstöße eingereich­t, diese wurden jedoch abgewiesen. „Die AfD offenbart in ihrer Anfrage in vielen Fällen ein falsches Verständni­s von politische­r Neutralitä­t“, heißt es derweil von der Bildungsge­werkschaft GEW. Neutralitä­t heiße nicht Gleichgült­igkeit, sondern fordere einen demokratis­chen, offenen Meinungsst­reit und die Auseinande­rsetzung verschiede­ner Positionen ein.

Die GEW verweist, wie der Senat, auf den sogenannte­n Beutelsbac­her Konsens, der ein „Kontrovers­itätsgebot“und ein „Indoktrina­tionsverbo­t“an Schulen vorgibt. „Was die AfD in vielen Fällen moniert, ist genau dieser demokratis­che, offene Meinungsst­reit und die Auseinande­rsetzung verschiede­ner Positionen, die dem Neutralitä­tsgebot nicht entgegenst­eht, sondern dieses inhaltlich füllt und somit ein wichtiger Teil politische­r Bildung ist“, so die GEW.

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