Schwule Oase in biederen
Man kann es sich heute nicht mehr vorstellen, aber gleichgeschlechtliche Liebe war einmal verboten. In den 60er Jahren gab es für schwule Männer sogar ein Tanzverbot. Sie taten es trotzdem, heimlich. Einer der Läden, in denen das möglich war, war das „Piccadilly“an der Silbersacktwiete. Heute feiert Hamburgs älteste SchwulenBar 60-jähriges Bestehen.
Als Johnny Skolm die Kneipe am 30. Mai 1958 öffnete, war Homosexualität ein Tabu. Wer in die Kneipe wollte, musste klingeln und wurde durch ein Guckloch kritisch beäugt. Weil die Tür immer zu war, konnten sich die Gäste vor Denunzianten sicher fühlen. Die Nachbarn tuschelten trotzdem. Diese düsteren Zeiten sind glücklicherweise lange vorbei, einige Gäste im „Piccadilly“können sich aber noch gut daran erinnern.
„Als ich das erste Mal in eine schwule Kneipe wollte, habe ich mich vom Taxifahrer 100 Meter vorher absetzen lassen. Ich wollte nicht, dass mich jemand sieht“, sagt „Piccadilly“-Chef Herbert Wisnewski (79), der den Laden 1975 übernommen hat. Sein Ehemann Olaf Burmester (62) ergänzt: „Ich bin fünf Mal um den Block gegangen, bis ich mich endlich getraut habe. Ich hatte Angst, dass jemand mitbekommen könnte, dass ich in eine Schwulen-Bar ging.“
Als das „Piccadilly“öffnete, war es eine Kneipe für gut betuchte Gäste. Wirt Johnny schenkte Whisky aus, kein Bier. Die Besucher trugen Anzug und Krawatte. Und natürlich wurde auch getanzt. Als das Bezirksamt Mitte 1960 das Tanzverbot für schwule Lokale erließ, ließ man sich im „Piccadilly“nicht davon beirren. „Wir haben Tische und Stühle zusammengeschoben, und dann ging es los“, erinnert sich der Chef. Manchmal tra-