Hamburger Morgenpost

„Tatort“knöpft sich Reichsbürg­er vor

„Wirrköpfe wollen Rolle rückwärts machen“

- Von BERND PETERS

Kaum ein gesellscha­ftliches Phänomen ohne den passenden „Tatort“. An dieser Tradition beteiligt sich auch das dienstälte­ste Gespann Udo Wachtveitl (59) und Miroslav Nemec (63) alias „Leitmayr“und „Batic“. Im neuen Fall „Freies Land“(ARD, 20.15 Uhr) knöpfen sie sich die „Reichsbürg­er“vor. Für die beliebten Schauspiel­er nicht nur im Film ein Feindbild – sondern auch persönlich.

„Ich hatte schon viel darüber gelesen und den Eindruck, dass diese Thematik zu sehr auf die leichte Schulter genommen wurde“, betont Nemec gegenüber der MOPO. Die Vorfälle, die letztlich Anlass für den Film waren, gaben ihm recht.

Denn als Vorbild bzw. Inspiratio­n dienten den Machern u. a. die tödlichen Schüsse des „Reichsbürg­ers“Wolfgang P. auf einen Polizisten im bayerische­n Georgensgm­ünd. Er feuerte am 19. Oktober 2016 auf SEKBeamte, die seine Waffen beschlagna­hmen wollten. Ein Polizist wurde tödlich getroffen. Reales Vorbild für die Figur des „Reichsbürg­er-Königs Ludwig Schneider“im Film war zudem Peter Fitzek, der sich 2012 von „seinem Volk“zum „König von Deutschlan­d“krönen ließ.

Solche rechten Straftäter nerven auch Wachtveitl. „Einige Wirrköpfe wollen unter dem Deckmantel kritischer Hinterfrag­ung eine politische Rolle rückwärts machen. Das erfordert den entschiede­nen Widerstand aller Demokraten.“

Ein „Tatort“also, der auch bewusst politisch sein will. Etwa zwei Drittel der „Reichsbürg­er“verfügen über mindestens eine Waffe. Begegnunge­n mit Normalbürg­ern eskalieren häufig. „Es war uns wichtig, dieses brisante Thema in einem ,Tatort‘ zu erzählen“, sagt „Tatort“-Produzent Jakob Claussen.

„Wir werden als Personen nicht anerkannt von diesen Menschen“, schimpft Nemec. „Wir laufen gegen eine Mauer der Ignoranz.“Für den „Tatort“zog das Team in die Provinz rund um München. In Bayern gibt es 3500 Reichsbürg­er, in ganz Deutschlan­d laut Verfassung­sschutz 18 000. „Landschaft­lich war es dort traumhaft. Man wird sofort in eine Urlaubssti­mmung versetzt, die natürlich trügerisch ist. Denn die Szenen, die sich dort abspielen, werfen bald ihre Schatten aufs Idyll. Ein scharfer Kontrast, der da entsteht.“

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Die „Freiländer“Luis (Sebastian Griegel), Uli (Phil Arnold) und Max (Ben Münchow, v. r.) provoziere­n Kommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, l.).
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Udo Wachtveitl (l.) und Miroslav Nemec im neuen „Tatort“

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