Jetzt reicht’s!
+++ Großdemo gegen den Preis-Irrsinn +++ Tausende wütende Hamburger auf der Straße +++ Wo kann man noch günstig wohnen? Hamburgs großer Miet-Atlas +++
Zu wenig sozialer Wohnungsbau, kaum noch bezahlbare Mieten – ein breites Bündnis aus rund 120 linken Gruppen und Initiativen ging gestern Mittag für eine „solidarische und soziale Wohnraumpolitik“auf die Straße. Sie forderten günstigen Wohnraum für alle! Tausende Hamburger versammelten sich mittags auf dem Spielbudenplatz – mit klaren Botschaften an die Hamburger Politik. Die Aktivisten legten ein „Gentrifizierungs-Monopoly“auf den Fußweg, trugen Transparente oder verkleideten sich wie Anna R. aus Altona, die als „Miet-Hai“kam, der Hunger auf Rendite hat. Die 43Jährige zur MOPO: „40 Prozent meines Einkommens gehen jeden Monat für Miete drauf.“Das sei zu viel. „Andere verdienen sich eine goldene Nase!“
Die Organisatoren des „MietenMoves“werfen dem Senat vor, die Wohnungspolitik dem Marktgeschehen zu überlassen. Zwar werde in Hamburg viel gebaut, „noch stärker als Wohnungsbauzahlen ziehen jedoch die Mietpreise an“, hieß es in dem Protest-Aufruf. Dabei habe sich die Mietpreisbremse „als ein zahnloser Tiger“erwiesen.
In St. Georg, auf St. Pauli oder auch in der Neustadt seien Quadratmeterpreise bei Neuvermietung von weit mehr als 20 Euro die Regel und längst nicht mehr eine Ausnahme. Die Politik habe viel zu lange auf investitionsfreudige Baufirmen gesetzt. Die Lösung in den Augen der Organisatoren: Weg von einem profitorientierten Wohnungsmarkt hin zu einer solidarischen Stadt- und Wohnraumpolitik im Interesse von Hamburgs Bewohnern.
Um 14.30 Uhr startete der Demozug, der laut Polizei etwa 2500 Teilnehmer hatte (die Veranstalter sprachen von 8000), vom Spielbudenplatz auf dem Kiez und zog über die Feldstraße, Gänsemarkt und Mönckebergstraße bis zum Klosterwall. Aus Altona kamen weitere 500 Teilnehmer hinzu, die als „Altona goes MietenMove“ihren Protest am Alma-Wartenberg-Platz (Ottensen) gestartet hatten. Unter den Protestlern waren viele junge Erwachsene, aber auch Familien mit Kindern.
Eve Raatschen (58), die in der Neustadt wohnt, sagt: „Ich möchte, dass Hamburg wieder eine Mieterstadt wird und keine Eigentümerstadt.“Ihr Demo-Begleiter, Achim Woens (66): „Es ist skandalös, immer mehr Menschen können sich ihre Wohnung kaum mehr leisten. Es gibt zu wenig Sozialbau.“Beide engagieren sich im Verein „Mieter helfen Mietern“. Auch Christina Dorau (54) aus Altona, die in einem selbst gebauten Papp-Häuschen demonstrierte, macht sich für günstigere Mieten stark: „Ich habe noch das Glück, in einer Genossenschaftswohnung zu leben. Doch viele meiner Freunde sitzen in der Bredouille. Die Mieterhöhungen müssen aufhören!“
Am frühen Abend erreichten die Demonstranten die CityHochhäuser, wo die Abschlusskundgebung stattfand.