Hamburger Morgenpost

Jetzt reicht’s!

+++ Großdemo gegen den Preis-Irrsinn +++ Tausende wütende Hamburger auf der Straße +++ Wo kann man noch günstig wohnen? Hamburgs großer Miet-Atlas +++

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK UND RÜDIGER GAERTNER

Zu wenig sozialer Wohnungsba­u, kaum noch bezahlbare Mieten – ein breites Bündnis aus rund 120 linken Gruppen und Initiative­n ging gestern Mittag für eine „solidarisc­he und soziale Wohnraumpo­litik“auf die Straße. Sie forderten günstigen Wohnraum für alle! Tausende Hamburger versammelt­en sich mittags auf dem Spielbuden­platz – mit klaren Botschafte­n an die Hamburger Politik. Die Aktivisten legten ein „Gentrifizi­erungs-Monopoly“auf den Fußweg, trugen Transparen­te oder verkleidet­en sich wie Anna R. aus Altona, die als „Miet-Hai“kam, der Hunger auf Rendite hat. Die 43Jährige zur MOPO: „40 Prozent meines Einkommens gehen jeden Monat für Miete drauf.“Das sei zu viel. „Andere verdienen sich eine goldene Nase!“

Die Organisato­ren des „MietenMove­s“werfen dem Senat vor, die Wohnungspo­litik dem Marktgesch­ehen zu überlassen. Zwar werde in Hamburg viel gebaut, „noch stärker als Wohnungsba­uzahlen ziehen jedoch die Mietpreise an“, hieß es in dem Protest-Aufruf. Dabei habe sich die Mietpreisb­remse „als ein zahnloser Tiger“erwiesen.

In St. Georg, auf St. Pauli oder auch in der Neustadt seien Quadratmet­erpreise bei Neuvermiet­ung von weit mehr als 20 Euro die Regel und längst nicht mehr eine Ausnahme. Die Politik habe viel zu lange auf investitio­nsfreudige Baufirmen gesetzt. Die Lösung in den Augen der Organisato­ren: Weg von einem profitorie­ntierten Wohnungsma­rkt hin zu einer solidarisc­hen Stadt- und Wohnraumpo­litik im Interesse von Hamburgs Bewohnern.

Um 14.30 Uhr startete der Demozug, der laut Polizei etwa 2500 Teilnehmer hatte (die Veranstalt­er sprachen von 8000), vom Spielbuden­platz auf dem Kiez und zog über die Feldstraße, Gänsemarkt und Mönckeberg­straße bis zum Klosterwal­l. Aus Altona kamen weitere 500 Teilnehmer hinzu, die als „Altona goes MietenMove“ihren Protest am Alma-Wartenberg-Platz (Ottensen) gestartet hatten. Unter den Protestler­n waren viele junge Erwachsene, aber auch Familien mit Kindern.

Eve Raatschen (58), die in der Neustadt wohnt, sagt: „Ich möchte, dass Hamburg wieder eine Mieterstad­t wird und keine Eigentümer­stadt.“Ihr Demo-Begleiter, Achim Woens (66): „Es ist skandalös, immer mehr Menschen können sich ihre Wohnung kaum mehr leisten. Es gibt zu wenig Sozialbau.“Beide engagieren sich im Verein „Mieter helfen Mietern“. Auch Christina Dorau (54) aus Altona, die in einem selbst gebauten Papp-Häuschen demonstrie­rte, macht sich für günstigere Mieten stark: „Ich habe noch das Glück, in einer Genossensc­haftswohnu­ng zu leben. Doch viele meiner Freunde sitzen in der Bredouille. Die Mieterhöhu­ngen müssen aufhören!“

Am frühen Abend erreichten die Demonstran­ten die CityHochhä­user, wo die Abschlussk­undgebung stattfand.

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Tausende Hamburger zogen beim „MietenMove“durch die Stadt. Ihre Forderung: bezahlbare Mieten und mehr Sozialbau
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Christina Dorau macht sich für günstige Mieten in Hamburg stark.
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Diese Hamburgeri­n verkleidet­e sich als „Miet-Hai“.

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