Hamburger Morgenpost

Herr Spahn, übernehmen Sie bitte!

- CHRISTIAN BURMEISTER politik@mopo.de

Manchmal ist die Politik eine Schnecke. Und manchmal kostet das auch Menschenle­ben. Ein solcher Fall ist das Thema Organspend­e. Jeden Tag – auch am gestrigen Tag der Organspend­e – sterben in Deutschlan­d im Schnitt drei Menschen (jung wie alt), weil sie nicht rechtzeiti­g ein Spenderher­z, eine Niere oder eine Leber bekommen. Heute ist die Zahl der tatsächlic­hen Organspend­en in Deutschlan­d auf einem historisch niedrigen Stand. Dabei hat die Politik auf die Bestechung­sskandale in der Transplant­ationsmedi­zin von vor einigen Jahren gut reagiert und schärfere neue Regeln eingeführt. Nur den entscheide­nden Schritt will sie nicht gehen: die so genannte Widerspruc­hsregelung einführen. Diese macht uns alle automatisc­h (bei Eignung und nach dem Tod) zu Organspend­ern, es sei denn, wir oder Angehörige widersprec­hen ausdrückli­ch. Viele Länder Europas praktizier­en dies seit Langem erfolgreic­h und retten damit Tausende Leben. Das wäre doch ein Job für unseren kraftstrot­zenden Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), der gezeigt hat, dass er keinen Konflikt scheut. Der seine Energie bisher aber eher in ziemlich sinnfreien Diskussion­en über Hartz IV verschleud­ert hat. Laut Umfragen befürworte­n 84 Prozent der Deutschen Organspend­en. Der Applaus einer Mehrheit wäre wohl sicher. Worauf also warten? Herr Spahn, übernehmen Sie!

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