Herr Spahn, übernehmen Sie bitte!
Manchmal ist die Politik eine Schnecke. Und manchmal kostet das auch Menschenleben. Ein solcher Fall ist das Thema Organspende. Jeden Tag – auch am gestrigen Tag der Organspende – sterben in Deutschland im Schnitt drei Menschen (jung wie alt), weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderherz, eine Niere oder eine Leber bekommen. Heute ist die Zahl der tatsächlichen Organspenden in Deutschland auf einem historisch niedrigen Stand. Dabei hat die Politik auf die Bestechungsskandale in der Transplantationsmedizin von vor einigen Jahren gut reagiert und schärfere neue Regeln eingeführt. Nur den entscheidenden Schritt will sie nicht gehen: die so genannte Widerspruchsregelung einführen. Diese macht uns alle automatisch (bei Eignung und nach dem Tod) zu Organspendern, es sei denn, wir oder Angehörige widersprechen ausdrücklich. Viele Länder Europas praktizieren dies seit Langem erfolgreich und retten damit Tausende Leben. Das wäre doch ein Job für unseren kraftstrotzenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der gezeigt hat, dass er keinen Konflikt scheut. Der seine Energie bisher aber eher in ziemlich sinnfreien Diskussionen über Hartz IV verschleudert hat. Laut Umfragen befürworten 84 Prozent der Deutschen Organspenden. Der Applaus einer Mehrheit wäre wohl sicher. Worauf also warten? Herr Spahn, übernehmen Sie!