Hamburger Morgenpost

Nerven-Krieg

Unbekannte­r terrorisie­rt Hamburg mit sieben vorgetäusc­hten Giftanschl­ägen in fünf Tagen. Hohe Kosten für Großeinsät­ze

- DANIEL GÖZÜBÜYÜK daniel.goe@mopo.de

Schon wieder Gift-Alarm! Gestern Morgen ging ein verdächtig­er Brief mit weißem Pulver in der SalesZentr­ale von Vattenfall ein, auch am Amtsgerich­t Altona sorgte ein Brief für Aufregung. Immer häufiger kommt es in den vergangene­n Tagen zu solchen Einsätzen. Hat die Polizei es mit einem Serien-Täter zu tun? Die Szenerie ist dramatisch: Männer in knallroten Schutzanzü­gen, weiträumig­e Absperrung­en, Spezialfah­rzeuge der Feuerwehr. Bei Gift-Alarm müssen die Retter immer das ganz große Besteck auffahren.

So auch gestern um 8.30 Uhr. Die Feuerwehr riegelt das Gelände am Überseerin­g ab. Anschließe­nd ordern sie die Spezialist­en vom Gefahrengu­tzug dazu. Erste Messungen ergeben: Der Stoff könnte gefährlich sein.

Fast zeitgleich werden die Retter zu einem ähnlichen Einsatz am Amtsgerich­t Altona an der Max-Brauer-Allee gerufen. Auch dort ging ein verdächtig­er Brief mit weißem Pulver per Post ein. Ein Zufall?

Am Nachmittag gibt die Feuerwehr dann bekannt, dass es sich bei dem weißen Pulver um einen chemischen Hilfsstoff handelt, der pur ungefährli­ch ist, in Kombinatio­n mit einer weiteren Komponente aber durchaus hätte giftig sein können.

Alle Personen, die im Kontakt mit dem Stoff standen, werden in einem speziellen Duschzelt dekontamin­iert.

Immer wieder kam es zuletzt zu solchen Einsätzen – allein sieben gab es in den vergangene­n fünf Tagen. Oft stellte sich das Pulver als Waschmitte­l heraus. Welcher Irre hält Hamburgs Sicherheit­sbehörden mit diesen Aktionen in Atem?

Bereits vergangene­s Jahr gab es eine ähnliche Serie. Damals wurde niemand festgenomm­en. Könnte es derselbe Täter sein, der jetzt wieder zuschlägt? „Wir ermitteln mit Hochdruck in alle Richtungen“, so eine Sprecherin. Wird der Schuldige gefasst, muss er mit einer ernsten Strafe rechnen – auch wenn die Stoffe ungiftig waren. Es droht ein Verfahren wegen Störung des öffentlich­en Friedens durch Androhung einer Straftat. Darauf stehen bis zu drei Jahre Gefängnis. Auch wären die Kosten für die Einsätze dann fällig.

Ist der Stoff tatsächlic­h giftig, reicht das Spektrum von gefährlich­er Körperverl­etzung bis zum versuchten Tötungsdel­ikt.

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Feuerwehrl­eute werden nach dem Einsatz in der Vattenfall­Zentrale in einer Spezialdus­che dekontamin­iert.
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