Nerven-Krieg
Unbekannter terrorisiert Hamburg mit sieben vorgetäuschten Giftanschlägen in fünf Tagen. Hohe Kosten für Großeinsätze
Schon wieder Gift-Alarm! Gestern Morgen ging ein verdächtiger Brief mit weißem Pulver in der SalesZentrale von Vattenfall ein, auch am Amtsgericht Altona sorgte ein Brief für Aufregung. Immer häufiger kommt es in den vergangenen Tagen zu solchen Einsätzen. Hat die Polizei es mit einem Serien-Täter zu tun? Die Szenerie ist dramatisch: Männer in knallroten Schutzanzügen, weiträumige Absperrungen, Spezialfahrzeuge der Feuerwehr. Bei Gift-Alarm müssen die Retter immer das ganz große Besteck auffahren.
So auch gestern um 8.30 Uhr. Die Feuerwehr riegelt das Gelände am Überseering ab. Anschließend ordern sie die Spezialisten vom Gefahrengutzug dazu. Erste Messungen ergeben: Der Stoff könnte gefährlich sein.
Fast zeitgleich werden die Retter zu einem ähnlichen Einsatz am Amtsgericht Altona an der Max-Brauer-Allee gerufen. Auch dort ging ein verdächtiger Brief mit weißem Pulver per Post ein. Ein Zufall?
Am Nachmittag gibt die Feuerwehr dann bekannt, dass es sich bei dem weißen Pulver um einen chemischen Hilfsstoff handelt, der pur ungefährlich ist, in Kombination mit einer weiteren Komponente aber durchaus hätte giftig sein können.
Alle Personen, die im Kontakt mit dem Stoff standen, werden in einem speziellen Duschzelt dekontaminiert.
Immer wieder kam es zuletzt zu solchen Einsätzen – allein sieben gab es in den vergangenen fünf Tagen. Oft stellte sich das Pulver als Waschmittel heraus. Welcher Irre hält Hamburgs Sicherheitsbehörden mit diesen Aktionen in Atem?
Bereits vergangenes Jahr gab es eine ähnliche Serie. Damals wurde niemand festgenommen. Könnte es derselbe Täter sein, der jetzt wieder zuschlägt? „Wir ermitteln mit Hochdruck in alle Richtungen“, so eine Sprecherin. Wird der Schuldige gefasst, muss er mit einer ernsten Strafe rechnen – auch wenn die Stoffe ungiftig waren. Es droht ein Verfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung einer Straftat. Darauf stehen bis zu drei Jahre Gefängnis. Auch wären die Kosten für die Einsätze dann fällig.
Ist der Stoff tatsächlich giftig, reicht das Spektrum von gefährlicher Körperverletzung bis zum versuchten Tötungsdelikt.